

Bildung
Mehr als 40 Prozent brechen Lehrkräfte-Ausbildung ab
41 Prozent der angehenden Lehrkräfte bricht die Ausbildung ab, was den bestehenden Lehrkräfte-Mangel in den nächsten Jahren verschärfen wird. Nach unterschiedlichen Schätzungen müsse in den nächsten zehn Jahren von 68.000 bis 81.000 fehlenden Lehrerinnen und Lehrern ausgegangen werden. So heißt es im Ende letzten Jahres vom Stifterverband herausgegebenen Papier "Der Lehrkräftetrichter – Länderausgabe". Dabei sei der Lehrberuf durchaus beliebt: Jeder zwölfte Studierende im ersten Semester nehme ein Lehramtsstudium auf. Der danach einsetzende Schwund falle von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich aus.
Der größte Rückgang sei gleich zu Beginn des Studiums zu verzeichnen. Im Papier wird etwa auf "Parkstudierende" verwiesen, die sich nur pro forma für ein Lehramtsstudium einschrieben. Doch würden sieben Bundesländer auch noch zwischen Mitte und Ende des Studiums wenigstens 20 Prozent ihrer Lehramtsstudierenden verlieren – Sachsen-Anhalt sogar jeden dritten. Der Schwund falle im Osten größer aus, sei aber auch im Westen beträchtlich. So breche in Nordrhein-Westfalen jeder zweite Lehramtsstudierende sein Studium vor dem Abschluss ab.
Mobilität als weiterer Grund für den Lehrkräfte-Schwund
Der Studienabbruch ist aber nicht der einzige Grund für den Verlust angehender Lehrkräfte in den einzelnen Bundesländern: Vermutlich durch Mobilität während des Studiums sei zu erklären, dass im Saarland, in Baden-Württemberg und in Brandenburg mehr Studierende einen Abschluss erzielten, als zur Mitte des Studiums erfasst wurden.
Mit Beginn des Referendariats spiele Mobilität dann eine größere Rolle: Viele Personen wechselten zu diesem Zeitpunkt in ein anderes Bundesland. Während des Referendariats selbst würden nur noch wenige abspringen (bundesweit fünf Prozent). Laut Papier verlieren Berlin und Sachsen-Anhalt allerdings noch jede fünfte angehende Lehrkraft während des Referendariats (gegebenenfalls auch durch Wegzug).
Der Seiteneinstieg als das "neue Normal"
Da die Unterrichtsversorgung nicht kurzfristig durch grundständig ausgebildete Lehrerinnen und Lehrer sichergestellt werden könne, würden die Länder seit Längerem Quer- und Seiteneinsteigende einstellen. Gerade im Osten werde der Mangel an Lehrkräften auf diese Weise kompensiert. In Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt und Brandenburg sei bereits jede dritte neu eingestellte Lehrkraft Seiteneinsteigerin beziehungsweise Seiteneinsteiger. Insgesamt komme ungefähr jede zehnte Lehrkraft auf diesem Weg an die Schule und erhalte in der Regel eine pädagogisch-didaktische Nachschulung.
Mit seiner Analyse will der Stifterverband "erstmals Transparenz über die Zu- und Abgänge auf dem gesamten Weg zur Lehrkraft von Studienanfang bis zur Festanstellung auf Ebene der Bundesländer" herstellen. Damit sollen den Kultusministerien und Verantwortlichen Daten für die Entwicklung geeigneter Maßnahmen innerhalb der Lehrkräftebildung an die Hand gegeben werden. Mahnend heißt es im Papier: "Wenn zu wenig Lehrkräfte zur Verfügung stehen, um den Bildungserfolg der Schülerinnen und Schüler sicherzustellen, hat dies weitreichende gesellschaftliche Auswirkungen."
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- Im Gespräch mit Susanne Lin-Klitzing: Weichenstellung für die Zukunft – Herausforderungen und Chancen der gymnasialen Bildung
- Im Gespräch mit Tobias Schmohl: Verantwortungsvolles Lehren und Lernen – Ethik und Hochschulbildung im Zeitalter der Künstlichen Intelligenz
- Im Gespräch mit Ludger Wößmann: 25 PISA-Punkte kosten rund 14 Billionen Euro – Deutschlands Bildungssystem aus volkswirtschaftlicher Sicht
- Infografik: In Zahlen – Bildung in Deutschland
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