Chancengleichheit
Ministerin Bauer will mehr Professorinnen an Hochschulen
Der Frauenanteil bei Professuren an Baden-Württembergs Hochschulen wächst zwar – aus Sicht von Wissenschaftsministerin Theresia Bauer aber zu langsam. "20 Prozent sind noch deutlich zu wenig", sagte sie anlässlich des anstehenden Internationalen Frauentages am 8. März in Stuttgart. Sie wolle den Anteil der Professorinnen signifikant steigern. Er lag 2016 bei gut einem Fünftel und damit um vier Punkte höher als 2010. Als positives Signal wertete sie, dass im Jahr 2017 ein Drittel der auf eine Professur neu Berufenen Frauen waren.
Der höchste Zuwachs bei den Professorinnen von 7,1 Punkten ergab sich in der Fächergruppe Mathematik und Naturwissenschaften: Dort stieg der Frauenanteil von 11,7 Prozent im Jahr 2010 auf 18,8 Prozent und damit über den bundesweiten Schnitt.
Sehr unterschiedlich ist der Frauenanteil an den Professuren nach Hochschularten. Er liegt bei den Pädagogischen Hochschulen bei fast 41 Prozent (2016), bei den Universitäten bei 21 Prozent, bei den Kunst- und Musikhochschulen bei 27,7 Prozent und bei den Dualen Hochschulen bei 17,1 Prozent.
Verfehlte Förderprogramme für Frauen an Hochschulen?
Das Land unterstützt die Wissenschaftlerinnen mit individuellen Förderprogrammen, für die jährlich rund vier Millionen Euro bereitstehen. Die Einführung einer Juniorprofessur mir verlässlicher Beschäftigungsperspektive soll besonders Wissenschaftlerinnen in der Phase der Familiengründung zugute kommen. Für mehr Frauen in den naturwissenschaftlichen und technischen Fächern wirbt eine gemeinsame Initiative von Wissenschafts- und Wirtschaftsministerium.
Auf Bundesebene ist zuletzt das Das Bund-Länder-Programm zur Förderung von Professorinnen an Hochschulen ("Professorinnenprogramm") in die dritte Runde gestartet. Bund und Länder stellen dafür jeweils zur Hälfte Fördermittel in Höhe von insgesamt 200 Millionen Euro zur Verfügung. Bisher waren es 150 Millionen Euro. Die Förderhöchstsumme pro Professur wird auf 165.000 Euro pro Jahr erhöht. Das teilte das Bundesforschungsministerium (BMBF) mit.
Aus Sicht der Gleichstellungsbeauftragten der wissenschaftlichten Hochschulen Dagmar Höppel verfehlten die Maßnahmen ihre Wirkung. Sie erinnerte an den Vorgänger von Ministerin Bauer, Peter Frankenberg, der schon 2015 einen Anteil von einem Viertel Professorinnen erreichen wollte. "Davon sind wir leider noch weit entfernt", bedauerte Höppel. Grund seien nicht einmal so sehr "Alte-Männer-Seilschaften", sondern unbewusste Vorurteile hinsichtlich der Kompetenz von Frauen. "Um gleich gut beurteilt zu werden, müssen Frauen nach wie vor mehr leisten."
Diese Wahrnehmung wirke sich auf die Vorauswahl bei Berufungsverfahren aus: Frauen würden weniger ermutigt, eine Professur anzustreben. "Wenn sie aber im Berufungsverfahren sind, sind sie oft erfolgreicher", sagte Höppel.
dpa/kas