Gebäude des Abraham Geiger Kollegs in Potsdam.
picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Soeren Stache

Sexuelle Belästigung
Missbrauchs-Vorwürfe am Abraham Geiger Kolleg

Am Rabbiner-Kolleg in Potsdam soll ein Mitarbeiter Studierende sexuell belästigt haben. Rektor Homolka lässt sein Amt nun vorerst ruhen.

12.05.2022

Das Potsdamer Abraham Geiger Kolleg (AGK) hat mehrere Vorkommnisse sexueller Belästigung eingeräumt. Dem Rektor des Kollegs, Professor Walter Homolka, wird vorgeworfen, sich nicht ausreichend um Aufklärung bemüht zu haben, wie mehrere Medien berichteten.

Ende der vergangenen Woche waren Vorwürfe der sexuellen Belästigung am Rabbiner-Kolleg durch einen Artikel der Zeitung "Die Welt" bekannt geworden. Demnach soll ein Mitarbeiter des Kollegs 2019 ein pornografisches Bild an einen Studenten verschickt haben. Bei dem Mitarbeiter soll es sich um den Ehemann von Homolka handeln, der zunächst Dozent, später Pressesprecher der Hochschule war.

Der Deutschen Presse-Agentur (dpa) schrieb Homolka in einer Stellungnahme, es tue weh, die Vorwürfe lesen zu müssen. "Ich bin in meinen Aufgaben immer bestrebt, das Richtige zu tun, und davon überzeugt, mich auch hier richtig verhalten zu haben", so Homolka weiter. Auf das Verhalten ihm nahestehender Menschen habe er jedoch keinen Einfluss und möchte ihn auch nicht haben. Er sei menschlich betroffen, wenn dies sein Engagement und seine Arbeit diskreditiere. Daher habe er sich entschlossen, bis zur Klärung des Sachverhalts die aktive Ausübung seiner Aufgaben in der jüdischen Gemeinschaft und an der Universität zu pausieren.

Bemühungen um Aufklärung

Die Geschäftsführung des AGK erklärte am Montag, dass es bereits im Dezember 2020 Belästigungsvorwürfe gegen einen Mitarbeiter gegeben habe. Daraufhin sei eine interne Kommission zur Klärung der Vorwürfe eingesetzt worden. Parallel habe die Staatsanwaltschaft gegen den Mitarbeiter ermittelt, das Verfahren sei aber eingestellt worden. Nachdem ein weiterer Fall der sexualisierten Belästigung durch den gleichen Mitarbeiter im Februar 2022 bekannt wurde, sei das Arbeitsverhältnis Ende Februar beendet worden. Mit den weitergehenden Vorwürfen, über die die "Welt" berichtete, sei die Geschäftsführung erstmalig konfrontiert. Sie kündigte an, unverzüglich eine umfassende externe Evaluation einzuleiten. Dabei solle auch eine anonyme Meldung etwaiger weiterer Vorfälle gewährleistet werden. "Für Machtmissbrauch und Fälle sexualisierter oder anderweitiger Diskriminierung und/oder Belästigung darf und wird es bei uns keinen Raum geben", hieß es in der Erklärung.

Der Zentralrat der Juden, der das Kolleg mitfinanziert, kündigte an, zeitnah eine Anwaltskanzlei mit einer umfassenden Prüfung der Vorwürfe zu beauftragen. Präsident Josef Schuster erklärte am Dienstag laut Mitteilung: "Es geht hier nicht nur um eine strafrechtliche Dimension der Taten, sondern auch um das moralische Verhalten von Führungspersönlichkeiten und Mitarbeitern in jüdischen Einrichtungen sowie den Schutz und die Rechte der Betroffenen."

Das AGK ist Teil der Universität Potsdam. Diese teilte mit, sie habe bereits vor Wochen eine sechsköpfige Untersuchungskommission eingerichtet, die bis August einen Bericht vorlegen soll. Nach Angaben der Hochschule ist die Untersuchungskommission beauftragt, "diverse Vorwürfe" gegen Homolka und einen wissenschaftlichen Mitarbeiter zu prüfen. Die Kommission werde konkrete Empfehlungen und Vorschläge zum weiteren Vorgehen vorlegen.

Am AGK werden seit 1999 Rabbiner für jüdische Gemeinden in Deutschland und anderen Ländern ausgebildet.

cpy/dpa