Eine Frau mit roten Haaren ist auf einem Schachbrettartigen Fußboden in einem historischen Gebäude mit Rundbögen zu sehen.
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Antisemitismus
Nach Vorwürfen gegen Rauch verlässt Mitglied TU-Aufsichtsrat

Nach Antisemitismus-Vorwürfen hatte der Aufsichtsrat an der Präsidentin der TU festgehalten. Matthias Kleiner zieht nun Konsequenzen.

17.07.2024

Fünf Wochen nachdem sich der Aufsichtsrat der Technischen Universität (TU) Berlin dafür ausgesprochen hat, an Unipräsidentin Geraldine Rauch festzuhalten, will Professor Matthias Kleiner, ehemaliger Präsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), das Gremium verlassen. Er habe Wissenschaftssenatorin Ina Czyborra (SPD) gebeten, ihn von der Bestellung in das Kuratorium der TU Berlin zu entbinden, teilte Kleiner der Deutschen Presse-Agentur mit. 

Für ihn sei "eine zukünftige vertrauensvolle Zusammenarbeit – beiderseitig – nur schwer vorstellbar", da sich der notwendige personelle Neuanfang derzeit nicht abzeichne, begründete Kleiner seine Entscheidung. Der Produktionswissenschaftler erklärte, er habe bereits in der Sondersitzung des Kuratoriums der TU Berlin am 10. Juni in einem Sondervotum seine Überzeugung ausgedrückt, dass "die gravierenden Probleme der TU Berlin" nicht ohne einen personellen Neuanfang im Präsidium zu lösen seien. "Davon bin ich nach wie vor sehr überzeugt", so Kleiner. 

Kritik nach Reaktion auf antisemitischen Post 

Die Präsidentin der TU steht in der Kritik, weil sie mindestens einen antisemitischen Post auf der Plattform X im Kontext des Gaza-Kriegs mit einem "Gefällt mir" markiert hatte. Dabei ging es insbesondere um einen Beitrag mit Fotos von Demonstrierenden, die ein Bild des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu mit aufgemaltem Hakenkreuz hochhalten. Nach Angaben des Direktors der Bildungsstätte Anne Frank, Meron Mendel, relativiert eine solche Gleichsetzung den Holocaust.

Aus Sicht des Kuratoriums hat Rauch durch ihr Verhalten der TU Berlin viel Schaden zugefügt. Gleichwohl hatte sich das Gremium dafür entschieden, von einer Rücktrittsforderung beziehungsweise einer Empfehlung zur Abwahl der Präsidentin abzusehen. Stattdessen sprach es sich dafür aus, Rauch bei ihrem angekündigten Neuanfang "konstruktiv-kritisch" zu unterstützen. Der Zentralrat der Juden kritisierte dies. Das Disziplinarverfahren gegen sich hatte Rauch selbst beantragt ("F&L" berichtete).

dpa/hes