Das Foto zeigt den Nobelpreisträger Manfred Eigen im Jahre 2001
dpa - Fotoreport

Nachruf
Nobelpreisträger Manfred Eigen gestorben

Vielfach ausgezeichnet setzte sich Manfred Eigen als ehemaliger Präsident der Studienstiftung auch für begabte junge Menschen ein. Ein Nachruf.

07.02.2019

Der deutsche Chemie-Nobelpreisträger Manfred Eigen ist am Mittwoch im Alter von 91 Jahren gestorben. Das teilte das Göttinger Max-Planck-Institut für biophysikalische Chemie am Donnerstag mit. Den Nobelpreis hatte Eigen 1967 für seine Arbeiten zu ultraschnellen chemischen Reaktionen erhalten.

"Mit dem Tod von Manfred Eigen verlieren wir einen herausragenden Denker und genialen Forscher, der das Leben von Mitarbeitern und Wissenschaftlern auf der ganzen Welt maßgeblich geprägt hat", sagt Nobelpreisträger und Direktorenkollege Erwin Neher. Seine Vision, komplexe Lebensvorgänge mit biologischen, physikalischen und chemischen Methoden zu erforschen und das Entdeckte zum Nutzen für den Menschen anzuwenden, habe Manfred Eigen am MPI für biophysikalische Chemie verwirklicht.

"Es ist nicht das Forschungsgebiet, das zählt, sondern die Exzellenz der Individuen."

In den späten 1960er Jahren sei Eigens Vorschlag, physikalische, chemische und biologische Forschung an einem Institut zu vereinen, in der MPG zunächst auf Skepsis gestoßen. Nach einigem Zögern habe die Gesellschaft Eigens Ideen zu, das MPI für physikalische Chemie mit dem MPI für Spektroskopie zu einem neuen Institut zusammenzulegen und um weitere Fachgebiete zu ergänzen.

1971 sei schließlich das MPI für biophysikalische Chemie gegründet und die Wissenschaftler der beiden Vorgänger-Institute wechselten in die bezugsfertigen Labore und Büroräume. Die Einrichtung der neuen Abteilungen habe Manfred Eigen gemäß seinem Grundsatz geleitet: "Es ist nicht das Forschungsgebiet, das zählt, sondern die Exzellenz der Individuen".

In seiner späteren wissenschaftlichen Karriere befasste sich Manfred Eigen laut Mitteilung des Instituts mit dem Problem der molekularen Selbstorganisation und der Entstehung des Lebens. Er stellte Charles Darwins Evolutionstheorie mittels natürlicher Auslese auf eine solide physikalische Basis und wandte dieses Konzept auf molekulare Systeme an. Eigen sei es damit gelungen, eine Brücke zwischen Biologie und Physik zu schlagen. Die Begriffe Hyperzyklus, Quasispezies, Fehlerschwelle und Sequenzraum seien untrennbar mit seinem Namen verbunden.

Eigen wurde so häufig geehrt wie kaum ein anderer deutscher Wissenschaftler. Neben dem Nobelpreis erhielt er eine große Anzahl weiterer renommierter Preise, darunter den Otto-Hahn-Preis für Chemie und Physik (1962), den Paul-Ehrlich- und Ludwig-Darmstaedter-Preis (1992) sowie den Lifetime Achievement Award des Institute of Human Virology in Baltimore (2005).

Nobelpreisträger Manfred Eigen über Talent

dpa/gri