Das Foto zeigt eine Flagge der EU vor Big Ben in London.
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Europäische Union
Nobelpreisträger warnen vor hartem Brexit

Wissenschaft und Wissenschaftler bangen um ihre Forschung und ihre Zukunft, sollte es zu einem harten Brexit kommen. Ein dringender Appell.

23.10.2018

29 Nobelpreisträger und sechs Gewinner der renommierten Fields-Medaille für Mathematik haben an Theresa May und Jean-Claude-Juncker appelliert, einen sog. harten Brexit ohne Vertrag zu verhindern. Ein solcher Brexit würde die britische und europäische Wissenschaft gravierend schädigen. Das berichtet die BBC unter Berufung auf einen Brief der Wissenschaftler an die Politiker.

In dem Brief heißt es demnach weiter, Wissenschaft brauche den ungestörten Fluss von Menschen und Ideen über Grenzen hinweg. Großbritannien und die Europäische Union sollten darum ringen, dass die Wissenschaft so wenig Schaden wie möglich erleide. Die Botschaft des Briefes sei, „nehmen Sie die Wissenschaft ernst“. Eine weitere Sorge der Wissenschaftler sei, dass ohne Freizügigkeit Spitzenforscher wegen der zu erwartenden Visa-Bürokratie davon abgehalten werden würden, nach Großbritannien zu kommen.

Laut BBC hat Großbritannien seit seiner EU-Mitgliedschaft mehr finanzielle Mittel und Grants von der EU erhalten, als das Land gegeben hätte. Die Wissenschaftler rechnen, dass man mit einem harten Brexit über eine Milliarde Euro pro Jahr verlieren würde.

In einer internen Umfrage hat das renommierte Francis Crick Institute in London Mitarbeiter zu ihrer Sicht auf den Brexit befragt. Von den rund 1000 Wissenschaftlern des Instituts sind 40 Prozent aus EU-Ländern. Das Institut ist das größte biomedizinische Forschungsinstitut in Europa.

78 Prozent der EU-Wissenschaftler des Instituts sagten, es sei eher unwahrscheinlich, dass sie im Vereinigten Königreich bleiben würden. 51 Prozent aller Befragten – also auch der britischen Staatsbürger – äusserten ebenfalls, dass es eher unwahrscheinlich sei, dass sie bleiben würden. 45 Prozent der leitenden Angestellten des Instituts sagten, der Brexit habe ihre Arbeit bereits beeinflusst. So nannten sie laut BBC ihr Bemühen, neue Wissenschaftler zu gewinnen, dass sie von EU-Programmen ausgeschlossen würden oder durch höhere Kosten aufgrund des gefallenen Kurs des britischen Pfunds. 97 Prozent der Befragten meinten, ein harter Brexit ohne Vertrag werde schlecht für die britische Wissenschaft sein.

gri