

Antisemitismus
Podiumsdiskussion mit Friedman unter Polizeischutz
Der jüdische Jurist und Publizist Professor Michel Friedman und der Antisemitismus-Beauftragte der Bundesregierung Dr. Felix Klein haben am Montagabend an der Freien Universität (FU) Berlin an einer Podiumsdiskussion zum Thema "Judenhass" teilgenommen. Es ging um die Frage, was gegen Antisemitismus in der Bundesrepublik getan werden kann. Verschiedene Medien berichteten im Anschluss über die Veranstaltung, die unter Polizeischutz stattfand.
Sicherheitskräfte haben die Taschen der Besucher durchsucht, so vermeldet es der "Tagesspiegel" am Montagabend. Einsatzwagen der Polizei hätten das Hochschulgebäude, in dem die Diskussion stattfinden sollte, schon im Voraus umkreist. Das Sicherheitsaufgebot war so hoch, weil an der Hochschule seit vergangen Oktober verschiedene israelfeindliche Aktionen ausgeübt wurden. Zuletzt hatten am 17. Oktober vermummte Eindringlinge versucht, das Präsidium der FU zu besetzen, und dabei Räume der Hochschule zerstört und Wände mit Symbolen der Terrororganisation Hamas besprüht. Der Schaden wird aktuell auf über 100.000 Euro geschätzt.
Weniger Interesse und Konflikte als befürchtet
Von Protestaktionen oder Störungen der Veranstaltung berichtet kein Medium. Der Andrang bei der Podiumsdiskussion sei überschaubar geblieben, schreibt die "Berliner Zeitung". Auch hätten die Diskutanten die Vorfälle der vergangenen Monate an der FU nicht angesprochen. Friedman betonte in der Diskussion stattdessen den allgegenwärtigen Judenhass, der jeden Tag erlebbar sei in der deutschen und auch der europäischen Gesellschaft. Daher solle es aus seiner Sicht nicht nur darum gehen, über den 7. Oktober 2023 zu diskutieren, als Mitglieder der Hamas ein Massaker an der israelischen Bevölkerung verübten.
Klein betonte die wichtige Rolle der Hochschulen, Schulen und Betriebe in Deutschland im Kampf gegen Antisemitismus: Sie müssten wissen, wie sie auf antisemitische Vorfälle reagieren können. Dass diese vermehrt vorkommen, zeigen Daten der Meldestelle des Bundesverbands der Recherche- und Informationsstellen Antisemitismus (RIAS), die im vergangenen Jahr über 80 Prozent mehr Fälle registriert habe als noch im Vorjahr, so die "Berliner Zeitung". Besonders Schulen sollten verpflichtenden Unterricht zum richtigen Umgang mit Judenhass und Rassismus anbieten. Klein forderte wirksame Regeln gegen Hass und Hetze im Internet, berichtet "Domradio" am Dienstag.
Zur Podiumsdiskussion eingeladen hatte das Projekt "Christliche Signaturen des zeitgenössischen Antisemitismus", das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert wird. Aufhänger der Veranstaltung war auch das aktuelle Buch von Friedman mit dem Titel "Judenhass. 7. Oktober 2023", das sich mit den Reaktionen auf den Überfall beschäftigt.
cpy