Schild der "Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät" der Universität Greifswald.
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Greifswald
Proteste gegen Vorlesung von Ex-AfD-Abgeordnetem

Der frühere AfD-Landtagsabgeordnete Ralph Weber ist mit einer Vorlesung an seinen Lehrstuhl zurückgekehrt. Studierende protestierten vor dem Audimax.

02.11.2021

Hunderte Menschen haben am Dienstag gegen eine Vorlesung des ehemaligen AfD-Landtagsabgeordneten Professor Ralph Weber an der Universität Greifswald demonstriert. Sie wollten besonders Erstsemester über die aus ihrer Sicht radikale politische Einstellung Webers informieren, sagte Versammlungsleiterin und Grünenpolitikerin Katharina Horn. Die Erstsemester müssten die Vorlesung des Rechtswissenschaftlers nicht besuchen, da es auch eine Alternative gebe. Weber galt als Rechtsaußen in der AfD, die er nach eigener Aussage am Dienstag verlassen hat. Die AfD bestätigte die Austrittserklärung laut Medienberichten und erklärt, dass Weber mit dem Austritt einem Parteiausschluss zuvorgekommen.

Vor dem Hörsaal hatte die Polizei Absperrgitter aufgebaut und die Straße für den Verkehr gesperrt. Etwa 80 Beamte waren nach Polizeiangaben im Einsatz. Kurz vor Vorlesungsbeginn sprach die Polizei von etwa 500, die Veranstalter von 800 bis 1.000 Demonstranten. Weber betrat das Universitätsgebäude über einen Hintereingang abseits der Proteste, zeigte sich unter lautem Protest aber am Fenster.

Die Universität Greifswald betonte in einer Stellungnahme im Vorfeld der Proteste, dass das Recht auf friedliche Demonstrationen ein bedeutender Pfeiler der freiheitlichen Demokratie sei. Die Universität habe stets ein offenes Ohr für die Sorgen ihrer Studierenden und biete mit den jeweiligen Institutsdirektionen, den Dekanaten oder auch dem Beschwerdemanagement unterschiedliche Anlaufstellen für diese an. Die Universität stehe für Vielfalt und trete mit großem Engagement für eine freiheitliche, zivile und demokratische Gesellschaft und das friedliche Zusammenleben der Menschen und Völker ein.

2016 war Weber für die AfD in den Landtag eingezogen. Zuletzt war er von der Partei nicht mehr aufgestellt worden. Die Vorlesung am Dienstag war seine erste nach Rückkehr aus der Landespolitik. Der NDR berichtet, dass Weber nach eigener Aussage den Studierenden ein Gespräch angeboten habe. "Ich halte das sonst so wie ich es die 20 Jahre vor meiner Landtagszeit gehalten habe: Vorlesung und Politik sind strikt getrennt", wird er zitiert. Auch nach seinen Vorlesungen werde er sich an der Universität nicht politisch äußern. Weber hat den Lehrstuhl für Bürgerliches Recht, Medizinrecht, Arbeitsrecht und Rechtsgeschichte inne, die Vorlesung hat den Titel "Historische Grundlagen des Rechts".

dpa/cpy