Leerer Klassenraum während Corona
picture alliance / rolf kremming | Rolf Kremmin

Psychische Belastung
Psychologen warnen vor Corona-Folgen für Kinder

Vertreterinnen und Vertreter der Psychologie schlagen Alarm. Die Corona-Politik müsse für Kinder und Jugendliche dringend verbessert werden.

10.02.2021

Psychologinnen und Psychologen haben vor den Folgen der Kontaktbeschränkungen während Corona für die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen gewarnt. Vor den Beratungen von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und den Ministerpräsidenten am Mittwoch fordern sie in einem offenen Brief unter anderem, dass Kitas und Schulen sicher aber zeitnah geöffnet werden, und pandemiegerechte Freizeitangebote ermöglicht werden müssten. Den Brief haben mehr als 200 Personen unterzeichnet, viele sind an Hochschulen und Unikliniken in Deutschland tätig.

"Wir bekommen die Not der Jugendlichen und Kinder dadurch mit, dass sie sich vermehrt in den Ambulanzen vorstellen und von Angststörungen, von Depressionen, berichten", sagte etwa Julia Asbrand gegenüber dem "Rundfunk Berlin-Brandenburg" (rbb). Sie ist Professorin für Kinder- und Jugendlichenpsychologie und -psychotherapie an der Humboldt-Universität in Berlin. Bei kleineren Kindern zeigten sich vor allem Aggressionen oder Trennungsängste. Bei Schulkindern seien es verstärkt Ängste oder auch Depressionen. Die Situation spitze sich deutschlandweit zu, die Länder hätten Schwierigkeiten, Kinder und Jugendliche zeitnah zu behandeln.

Studie zur psychischen Belastung von Kindern

Fast jedes dritte Kind zeigt ein knappes Jahr nach Beginn der Corona-Pandemie in Deutschland psychische Auffälligkeiten. Das ist das Ergebnis der zweiten Befragung der sogenannten Copsy-Studie des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE), die am Mittwoch vorgestellt wurde. Sorgen und Ängste hätten noch einmal zugenommen, auch depressive Symptome und psychosomatische Beschwerden wie Kopf- oder Bauchschmerzen seien verstärkt zu beobachten, sagte die Leiterin der Studie, Ulrike Ravens-Sieberer. Vor der Corona-Krise gab es laut Untersuchung lediglich bei zwei von zehn Kindern ein Risiko für psychische Auffälligkeiten. Besonders betroffen seien Kinder aus sozial schwachen Verhältnissen und mit Migrationshintergrund.

Von Mitte Dezember bis Mitte Januar nahmen mehr als 1.000 Kinder und Jugendliche und mehr als 1.600 Eltern mittels Online-Fragebogen an der Copsy-Studie teil.

Die Unterzeichnerinnen und Unterzeichner des offenen Briefs zur psychischen Belastung von Kindern und Jugendliche plädieren für ein Gremium, dass sich für die weiteren Entscheidungen von Bund und Ländern gezielt mit der Situation dieser Gruppe auseinandersetze. Dabei müsse auch langfristig überlegt werden, wie junge Menschen über 2021 hinaus unterstützt werden könnten. Beratungsangebote während der Pandemie müssten laut Forderung im offenen Brief ausgebaut, und die Jugendhilfe sowie Jugendämter personell aufgestockt werden.

kas, dpa