Ein Mann schaut nachdenklich aus dem Fenster, vor sich sein Laptop
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Wissenschaftskommunikation
Psychologen wollen besseren Schutz von Wissenschaftlern

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler werden von Hass und Hetze im Netz nicht verschont. Die Gesellschaft für Psychologie fordert Unterstützung.

13.08.2020

Die Deutsche Gesellschaft für Psychologie (DGPs) hat einen besseren Schutz von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern gefordert. Forschende würden gehäuft Zielscheibe von Hass und Hetze, gleichzeitig seien sie angehalten, sich stärker in die öffentliche Debatte einzubringen und ihre Forschung transparent zu machen.

"Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die ihrer Verantwortung in der Wissenschaftskommunikation nachkommen und versuchen, einen konstruktiven Beitrag zum gesellschaftlichen Diskurs zu leisten, werden deswegen öffentlich angefeindet und bedroht" schreibt die Deutsche Gesellschaft für Psychologie in einer aktuellen Stellungnahme. Aktuelle Beispiele seien die Reaktionen auf die Äußerungen von Virologe Christian Drosten zur Corona-Pandemie oder von Sozialpsychologin Pia Lamberty, die zu Verschwörungstheorien forscht.

"Die Entwicklung, dass Forschende nach öffentlichen Auftritten mit Hass und Hetze konfrontiert sind, haben wir schon länger beobachtet. Das Forschende jetzt auch vermehrt Morddrohungen erhalten, hat den Ausschlag für die Veröffentlichung der Stellungnahme gegeben. Wir wollen Bewusstsein für das Problem schaffen und Universitäten, Politik und Ordnungsbehörden auffordern zu handeln", sagt Professor Kai Sassenberg vom Leibniz-Institut für Wissensmedien und ehemaliger Präsident der European Association of Social Psychology im Gespräch mit Forschung & Lehre. Die Anfeindungen seien nicht nur mit einer drastischen psychischen Belastung der Betroffenen verbunden. "Verständlicherweise dürften Hass und Hetze gegen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auch dazu führen, dass sich einige danach mit öffentlichen Statements eher wieder zurückhalten."

Wissenschaftskommunikation weiter denken

Die DGPs plädiert unter anderem dafür, Öffentlichkeitsarbeit an den Hochschulen weiter zu fassen. "Zur Wissenschaftskommunikation gehört nicht nur die Mitteilung über ein Forschungsergebnis. Die Universität sollte von vorneherein auch mögliche Reaktionen darauf mitdenken und die notwendigen Vorkehrungen treffen", sagt Sassenberg. Dafür müssten sie einzelnen Institute eine Ansprechperson in der Hochschulverwaltung haben, mit der sie strategische Überlegungen besprechen könnten und an die sich von Anfeindungen betroffene Personen wenden können. "Meinem Eindruck nach fehlen an den Hochschulen dafür nicht nur Personal. Es wird auch zu wenig im Umgang mit Hass und Hetze geschult."

Politik und Behörden seien angehalten, entschieden gegen Hass und Hetze anzugehen und in laufenden Verfahren sicherstellen, dass die Kontaktadressen der Opfer solcher Anfeindungen unkenntlich gemacht würden. Die DGPs will sich mit Ihrer Stellungnahme auch noch an Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) wenden.

Mit Bezug auf die Debatte über den Umgang der Deutschen Forschungsgesellschaft (DFG) mit einem Statement von Kabarettist Dieter Nuhr forderte in einem Interview mit der Wochenzeitung "Die Zeit" auch der Präsident der Hochschulrektorenkonferenz (HRK), Peter-André Alt "so etwas wie Kommunikationsfolgenmanagement". Die DFG will demnach eine Beratungsstruktur aufbauen, auf die auch andere Organisationen zurückgreifen können.

kas