Symbolbild: Chinesische Flagge umrahmt von einem Zaun
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Außenpolitik
Sanktionierte Wissenschaftler forschen weiter zu China

Die von China verhängten Sanktionen gegen europäische Forschende haben Folgen für deren Arbeit. Allerdings war die schon vorher eingeschränkt.

09.06.2021

Die im März von China verhängten Sanktionen gegen Akademikerinnen und Akademiker sowie Forschungszentren in Europa haben geringere Auswirkungen auf deren Forschungsarbeit zu China als zunächst befürchtet. Die Forschenden berichteten laut "University World News", dass ihre Arbeit von den Sanktionen kaum zusätzlich beeinträchtigt werde. Sie sei bereits zuvor durch inoffizielle Beschränkungen und Belästigungen behindert worden. Zwar sei für die Betroffenen die Feldforschung in China nun gänzlich unmöglich geworden, aber viele hätten aufgrund der Gefahrenlage schon zuvor darauf verzichtet. Zudem gebe es andere Forschungsquellen wie Dokumente.

Einige befürchteten jedoch, dass die Sanktionen angesichts der andauernden außenpolitischen Spannungen ausgeweitet werden könnten. Wenn weitere Akademiker und Akademikerinnen sanktioniert würden, betreffe das die China-bezogene Forschung weltweit. Denkbar seien auch Folgen für Forschungsförderer und die Entsendung internationaler Studierender an Universitäten.

Die Sanktionen gegen die Forschenden bestehen aus Reiseverboten, dem Einfrieren von Vermögenswerten und einem Verbot der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit mit chinesischen Kolleginnen und Kollegen. Verhängt wurden sie unter anderem wegen Forschungen zur Lage in der Xinjiang-Region. Bestehende Kollaborationen, etwa zwischen dem Berliner Merics-Institut und chinesischen Institutionen, hätten wegen der Sanktionen beendet werden müssen, heißt es in dem Bericht.

Die Sanktionen seien eine ernste Bedrohung der akademischen Freiheit weit über China hinaus, jedoch nicht gänzlich neu. In den vergangenen Jahrzehnten hätten Wissenschaftler im Westen, die zu China forschen, bereits zunehmend Eingriffe in ihre Forschung erfahren, darunter inoffizielle Sanktionen wie Visa-Verweigerung und offene Kritik der chinesischen Behörden an ihrer Arbeit sowie Cyberangriffe, Belästigungen und Verleumdung.

Der deutsche China-Experte Adrian Zenz, der von den jüngsten Sanktionen betroffen ist, sieht darin ein klares Signal der chinesischen Regierung, die alleinige Kontrolle über die öffentliche Darstellung Chinas behalten zu wollen. Einzelne Akademiker und Forschende auszusondern, dürfte zum Trend werden, zitiert ihn der Bericht.

ckr