FDP-Politiker Thomas Sattelberger
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FDP
Scharfe Kritik an Umgang mit Mobbing

Thomas Sattelberger ist mit der Antwort des Bundes auf eine Frage zu Mobbing an Außeruniversitären alles andere als zufrieden. Die FDP will nachlegen.

20.08.2019

FDP-Politiker Thomas Sattelberger hat die Bundesregierung scharf kritisiert. "Die Antwort auf unsere Anfrage zum Umgang mit Mobbing an außeruniversitären Forschungseinrichtungen grenzt an Unverschämtheit", sagte der Fraktionssprecher für Innovation, Bildung und Forschung gegenüber Forschung & Lehre.

"Unter dem Deckmantel der Selbstverwaltung und Autonomie der Außeruniversitären versteckt sich der Bund hinter seiner Verantwortung", so der FDP-Politiker und Ex-Manager. "Dabei sitzen Parlamentarier und Beamte aus den Ministerien in den Kontroll- und Governance-Organen."

In ihrer Anfrage schreibt die Partei, dass sie "berechtigte Zweifel an der Unabhängigkeit und Nachvollziehbarkeit von Analyse- und Entscheidungsprozessen" in den Forschungseinrichtungen habe. Auch sei ihr ein Fall bekannt, in der eine des Mobbings beschuldigte Person keine Möglichkeit gehabt habe, sich zu verteidigen. Genaueres könne man nicht sagen.

34 registrierte Fälle von Mobbing an Außeruniversitären

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) verweist in ihrer Antwort auf die Autonomie der außeruniversitären Forschungseinrichtungen sowie die Empfehlungen der Deutschen Forschungsgemeinschaft "zur Sicherung guter wissenschaftlicher Praxis". Im Juli wurden diese grundlegend überarbeitet und heißen nun "Leitlinien" zur Sicherung guter wissenschaftlicher Praxis. Eine Förderung von DFG und Bund seien an die Einhaltung des Papiers gebunden.

Der FDP geht das nicht weit genug: "Die Bundesregierung geht in ihrer Antwort in keiner Weise auf die vielen Verfahren wegen Verfehlungen vor Verabschiedung der DFG-Leitlinien im Juli dieses Jahres ein. Uns bekannte Fälle deuten darauf hin, dass Chaos bei etlichen Verfahren herrschte", sagte Sattelberger.

34 Mal seien laut Antwort des BMBF in den vergangenen fünf Jahren interne Kommissionen wegen Mobbings an außeruniversitären Forschungseinrichtungen einberufen worden. Die Dunkelziffel dürfte bei weitem höher sein. Viele Betroffene von Mobbing melden sich nicht, andere Konflikte klären sich bilateral oder innerhalb des Instituts.

In 85 Prozent der registrierten Fälle waren die Beschuldigten laut BMBF-Papier Männer. Insgesamt entfielen die mit Abstand meisten Fälle auf die Helmholtz-Gemeinschaft. Hier waren es laut Antwort der Bundesregierung 18 Fälle, an der Max-Planck-Gesellschaft sechs, an der Fraunhofer-Gesellschaft neun und an der Leibniz-Gemeinschaft einer. In einigen Fällen hätten sich die Vorwürfe jedoch nicht bestätigt. Wie viele dies seien, könne man laut einem Sprecher des Ministeriums nicht sagen.

Kritik: Führungskräfte nicht ausreichend geschult

Die FDP fordert ein Gesamtkonzept für den Umgang mit Mobbing an den außeruniversitären Forschungseinrichtungen wie auch den Hochschulen. Dabei müssten alle Prozesse transparenter als bislang ablaufen. Dazu gehöre, dass Anschuldigungen nicht anonym gestellt werden dürften.

Auch die Führungskompetenz von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern stellt die FDP zur Debatte. "Einige Vorkommnisse erwecken doch den Eindruck, dass manche Führungs-und Personalverantwortliche im Wissenschaftssystem nicht für diese Aufgabe ausgebildet sind, nicht ausreichend gecoacht werden oder, dass auf Führungskompetenz bei der Positionsbesetzung nicht geachtet wird", sagte Sattelberger.

Seine Fraktion arbeite bereits an einer weiteren Anfrage, in der man "noch deutlicher werde". Auch die Kritik an der Zusammensetzung von Entscheidungskommissionen werde man wieder auf den Tisch legen. "Wir fordern mehr Diversität durch weniger institutionell abhängige und mehr unabhängige Kommissionsmitglieder sowie mehr Diversität in den Kompetenz- und Erfahrungsfeldern der Kommissionsmitglieder", sagte Sattelberger. 

kas