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Hochschulvertrag
Schleswig-Holsteins Hochschulen sehen Stellen und Studiengänge in Gefahr

Die Mittel für die schleswig-holsteinischen Hochschulen werden ab 2026 bis 2029 neu verteilt. Die Hochschulen warnen vor den Auswirkungen.

14.10.2025

Die Leiterinnen und Leiter der neun staatlichen Hochschulen in Kiel, Flensburg, Lübeck und Heide haben im Bildungsausschuss des Schleswig-Holsteiner Landtags vor massiven Auswirkungen des Sparkurses für Hochschulen bis 2029 gewarnt. Anlass war der Abschluss ihrer Ziel- und Leistungsvereinbarungen (ZLV) mit dem Land für die Jahre 2026 bis 2029. Das geht aus den Protokollen und schriftlichen Stellungnahmen der öffentlichen Sitzung am 9. Oktober hervor. 

"Weniger Personal, weniger Studiengänge und weniger Forschung, kein Ausbau des angemahnten Technologietransfers in die Wirtschaft und keine verstärkte Einwerbung von Drittmitteln", fasst die Schleswig-Holsteinische Zeitung (shz) am Sitzungstag das von den Hochschulleitungen gezeichnete Zukunftsszenario zusammen. 

Stellungnahmen von Hochschulleitungen zum Hochschulvertrag 

Auf die stetig steigenden Kosten für Lehr-, Forschungs- und IT-Infrastruktur sowie für die Bewirtschaftung weist der Vorsitzende der Landeshochschulkonferenz, Professor Björn Christensen von der Fachhochschule Kiel hin. In der Stellungnahme der Landeshochschulkonferenz Schleswig-Holstein wird gewarnt, dass das Einfrieren des über die Besoldungs- und Tarifsteigerungen hinausgehende Budget dazu führen werde, dass die Hochschulen haushälterische Herausforderungen haben werden. Sie seien zu beschleunigten inhaltlichen Prioritätensetzungen durch die Einsparungen gezwungen. 

Es sei laut Landeshochschulkonferenz davon auszugehen, dass zur Aufrechterhaltung der Kernaufgaben der Hochschulen die teils noch vorhandenen Rücklagen bis Ende der ZLV-Periode im Jahr 2029 aufgezehrt sein dürften. Dies bestätigt Professor Helge Braun, Präsident der Universität Lübeck: "Bereits seit über einem Jahr werden vakante Professuren überwiegend für zwei Jahre in ihrer Wiederbesetzung gesperrt und die Rücklagen der Universität werden in den Jahren bis 2027 vollständig konsumtiv aufgezehrt." Der Transformationsprozess vom bisherigen in das neue Finanzierungssystem bedeute für die Universität zu Lübeck seit Beginn dieses Jahres ein jährliches Defizit von etwa zehn Prozent ihres Globalhaushalts. 

Laut shz warnte der Landesvorsitzende Christensen in der Sitzung des Ausschusses zudem davor, dass die Hochschulen Schleswig-Holsteins im Wettbewerb um Drittmittel im Bundesvergleich weiter zurückfallen würden, da sie laut Planung keine personellen Ressourcen dafür erhielten. Zudem habe ein Gutachten des Wissenschaftsrats ausdrücklich eine bessere Ausstattung der Hochschulen für den Technologietransfer empfohlen, was sich nicht im neuen Hochschulvertrag (HSV) widerspiegele. "Offen lässt der HSV zudem Hochschulbau, den Abbau des bestehenden Sanierungsstaus und die Erreichung der Klimaschutzziele des Landes in diesem Bereich", bemängelt Präsidentin Dr. Muriel Helbig in der Stellungnahme der Technischen Hochschule Lübeck. 

Besondere Problematik der einzigen Volluniversität 

Die Christian-Albrechts-Universität (CAU) zu Kiel war in der Sitzung durch Vizepräsidentin Professorin Catherine Cleophas und Kanzlerin Claudia Meyer vertreten. In einer schriftlichen Stellungnahme hat sich die CAU zwar wie andere Hochschulleitungen für die "stabile" Finanzierung der Hochschulen in "dieser herausfordernden Zeit" bedankt. Dennoch äußerte die Hochschule wesentliche Kritikpunkte vor allem zur Mittelverteilung auf Grundlage des vom Centrum für Hochschulentwicklung (CHE) konzipierten Regressionsmodells. "Sie würde nicht nur die CAU schwächen – sondern den gesamten Wissenschaftsstandort Schleswig-Holstein", heißt es in der Stellungnahme. 

"Dies würde bedeuten, dass Hunderte Stellen gestrichen und ganze Fachbereiche in Frage gestellt werden müssen."
CAU-Leitungsebene

Die Mittelverteilung berücksichtige nicht die Rolle der CAU als einzige Volluniversität des Landes in Bezug auf besondere Herausforderungen in der Forschung, Lehrkräftebildung und beim Exzellenzwettbewerb. Die Folge seien Kürzungen im Globalzuschuss im Jahr 2029 von rund 19 Millionen Euro, obwohl die CAU schon seit Jahren unterfinanziert sei und durch steigende Energie-, Bewirtschaftungs- und Sachkosten stark unter Druck stände. "Dies würde bedeuten, dass Hunderte Stellen gestrichen und ganze Fachbereiche in Frage gestellt werden müssen", resümiert die Leitung der Universität. Der neue Verteilungsschlüssel bot auch für andere Hochschulleitungen Anlass, in der Sitzung steigende Planungsunsicherheit zu bemängeln.

Schwerpunkt Finanzierung

Wissenswertes über die Finanzierung von Hochschulen, Forschung und Studium finden Sie in unserem Themenschwerpunkt Finanzierung.

Positive Stimmen zum schleswig-holsteinischen Hochschulvertrag 

Die Universität zu Lübeck befürwortet demgegenüber in ihrer Stellungnahme explizit zentrale Regelungen des neuen Hochschulvertrags. Dazu gehören die Finanzierungszusage zukünftiger Tarifsteigerungen sowie das neue Finanzierungssystem, "das nunmehr über Kennzahlen und Vergleichswerte gesteuert wird". So habe das bisherige Finanzierungssystem den Aufwuchs der Studierendenzahlen und der Drittmittel um rund 60 Prozent und damit die "erheblichen Erfolge der Universität zu Lübeck in Forschung und Lehre in den letzten zehn Jahren" bei der Verteilung der Grundfinanzierung unberücksichtigt gelassen. Zudem seien die strategischen Ziele der Universität Lübeck in der individuellen Zielvereinbarung gut abgebildet. 

Auch die Technische Hochschule (TH) Lübeck stellt fest, dass der kennzahlbasierte Verteilungsschlüssel erstmals "die tendentiell teurere Fächerstruktur einer Technischen Hochschule sachgerechter abgebildet". Die Fachhochschule Kiel sieht darin ebenso ein begrüßenswert "schlankes Finanzierungsmodell", das Entwicklungen abbilde und "eine höhere Flexibilität bei der Aussteuerung des knappen Hochschulbudgets" ermögliche.

cva