Flaggen von Großbritannien und EU
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No-Deal-Brexit
Schlimmere Folgen für die Wissenschaft als gedacht

Trennen sich Großbritannien und die Europäische Union ohne ein geordnetes Verfahren, droht britischen Forschern der Ausschluss aus drei Förderlinien.

27.08.2018

Die Tage bis zum Austritt Großbritanniens Ende März 2019 rücken näher und noch sind viele Fragen ungeklärt – auch in der Wissenschaft. Scheitern die Gespräche, hätte das schlimmere Folgen als bisher gedacht. Zu diesem Ergebnis kommt die Gruppierung "Scientists for EU", die sich für eine weitere Zusammenarbeit Großbritanniens mit der EU starkmacht.

Forscherinnen und Forscher aus Großbritannien könnten 45 Prozent der EU-Fördergelder verlieren, ergaben die Berechnungen von "Scientists for EU". Das wären Einbußen von mehr als einer Milliarde Euro pro Jahr. Wissenschaftler wären von einer Förderung über drei der größten Programme ausgeschlossen. Das geht aus einem Dokument hervor, dass die britische Regierung auf ihrer Webseite hochgeladen hat.

Zu den Programmen, bei denen ein Ausschluss droht, gehören die Förderungen über den Europäischen Forschungsrat (ERC). Bislang hätten britische Forscher darüber 1,29 Milliarden Euro erhalten. Ebenso betroffen seien die sogenannten "Marie Sklodowska-Curie actions". Sie hätten Wissenschaftler aus Großbritannien bislang mit fast 700 Millionen Euro unterstützt. Das dritte Programm, bei dem britische Wissenschaftlerinnen und Wissenchaftler außen vor bleiben könnten, seien die "SME instrument grants", die anwendungsbezogene und innovative Forschungsprojekte unterstützt. Hierüber hätten Forschende fast 140 Millionen Euro eingeworben.

Koordination von EU-Projekten ausgeschlossen

Insgesamt habe Großbritannien seit 2014 4,73 Milliarden Euro über das Rahmenprogramm Horizont 2020 erhalten. Zwar könnten sich Wissenschaftler noch auf andere Förderlinien bei Horizont 2020 bewerben. Grundsätzlich ausgeschlossen wäre aber laut Annahmen von "Scientists for EU", dass sie Projekte koordinierten. Derzeit liegt die Koordination eines Projekts häufig bei den britischen Projektpartnern.

Die Forscher hoffen auf die Verhandlungsführer. Auch könnte der kommende EU-Förderrahmen "Horizont Europe" lockerere Regeln für die Teilnahme von Wissenschaftlern aus Nicht-EU-Ländern haben, vermutet man in Fachkreisen.

Derweil zeigen sich erste Folgen der Unsicherheit: Britische Universitäten stärken bilateral ihre Kooperationen – auch mit deutschen Hochschulen. Die Erfolgsrate von britischen Bewerbern auf Horizon-2020-Förderungen sinkt. Unklar ist dabei, ob sich weniger Forscher aus England beworben haben oder, ob sie weniger Erfolg hatten.

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kas