Big Ben in Großbritannien, im Vordergrund eine beidseitig bedruckte Flagge von EU und Großbritannien
dpa

Großbritannien
Schnell-Visa für Wissenschaftler beschlossen

Ende Januar tritt Großbritannien aus der EU aus. Auch Wissenschaftler brauchen bald ein Visum. Die britische Regierung will es ihnen erleichtern.

27.01.2020

Die Regierung in Großbritannien hat ein beschleunigtes Visa-Vergabesystem für ausländische Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler eingeführt. Wie "BBC" und "Times Higher Education" (THE) berichteten, treten die Schnell-Visa bereits ab dem 20. Februar in Kraft, wenige Wochen nachdem Großbritannien Ende Januar die EU verlassen wird.

Derzeit stammt laut BBC etwa die Hälfte der rund 211.000 Beschäftigten im britischen Hochschulwesen aus der EU. Die europäischen Forschenden brauchen nach Ablauf der Übergangsfrist Ende des Jahres ein Visum, um in Großbritannien zu arbeiten.

Das neue "Global Talent"-Programm habe keine Obergrenze und werde die "Exceptional Talent"-Route ersetzen, durch die jährlich maximal 2.000 Forscherinnen und Forscher nach Großbritannien kommen konnten. Auch wenn diese Deckelung bislang nie ausgeschöpft wurde, sei nach dem Brexit mit erhöhten Visa-Anfragen europäischer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zu rechnen, so "THE".

"Minimale Hürden" für die klügsten Köpfe

Vorraussetzung für eines der neuen Visa sei, dass die Antragstellenden ein Jobangebot aus Großbritannien hätten. Wissenschaftler sollen durch die neuen Visa zudem leichter beruflich ins Ausland reisen dürfen. Verwaltet werde das neue Visa-System nicht mehr wie bislang vom Innenministerium, sondern von der an das Wirtschaftsministerium angelehnten Regierungsbehörde "UK Research and Innovation".

Premierminister Boris Johnson hatte das neue Visa-System im August in Auftrag gegeben. Den Medienberichten zufolge sagte Johnson, er wolle damit "eine Nachricht senden, dass Großbritannien offen für die weltweit talentiertesten Köpfe" sei. Der Präsident der Royal Society, Professor Venki Ramakrishnan, bezeichnete die neuen Einreisebestimmungen als eine "attraktive Visa-Route". Auch die Präsidentin von Universities UK, Professorin Julia Buckingham, zeigte sich zufrieden: Die neuen Visa-Regeln versprächen "minimale Hürden" für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler.

Parallel zu den neuen Visa-Regeln sollen in Großbritannien auch die Bewerbungsprozesse für Forschungsförderungen erleichtert werden. Beispielsweise sollen Forschende den Berichten zufolge keine Prognosen mehr über die Auswirkungen ihrer Forschung abgeben müssen. Außerdem investiere das Land etwa 355 Millionen Euro in die Mathematik-Forschung.

Weiter hofft die Wissenschaft darauf, dass die Verbindungen zu EU-Partnern nicht abreißen. In EU-Programmen wie "Horizon 2020" stellt Großbritannien mit die meisten Forschenden.

ckr