Schweizer Flagge und Europa-Flagge vor einem See
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Europäischer Forschungsraum
Schweizer Universitäten fordern Beteiligung an "Horizon Europe"

Die Verhandlungen zwischen der EU und der Schweiz liegen auf Eis. Langfristig müssen sie sich über die Beteiligung an "Horizon Europe" einigen.

26.07.2021

Zwei Tage nachdem die Europäische Union beim EU-Forschungsprogramm "Horizon Europe" die Schweiz bis auf Weiteres als Drittstaat eingeordnet hatte, hat der Präsident von Swissuniversities, der Rektorenkonferenz der schweizerischen Hochschulen, die Landespolitik zum Handeln aufgefordert. Der Schweizer Bundesrat und das Parlament müssten schnellstmöglich die "Beziehungen stabilisieren" und eine vollständige Assoziation erreichen, schrieb Yves Flückiger auf dem Nachrichtenportal "swissinfo.ch".

"Internationale Zusammenarbeit ist eine Voraussetzung für Innovation und Exzellenz. Die heutigen Entscheide wirken sich auf die zukünftige Attraktivität und Wettbewerbsfähigkeit der Schweiz sowie auf ihre internationale Spitzenposition in der Forschung aus", so Flückiger, der auch Rektor der Universität Genf ist. "Die Schweizer Forschung verliert den bisher gleichberechtigten Zugang zu Schlüsselelementen des wichtigsten internationalen Forschungsnetzwerks."

Das "Horizon Europe"-Programm läuft von 2021 bis 2027 und ist mit einem <link geld-fuer-horizon-europe-gesichert-3334>Gesamtbudget von gut 95 Milliarden Euro das weltweit größte Forschungs- und Innovationsförderprogramm. Mit der Einstufung als "nicht-assoziierter Drittstaat" gibt es für Forschende aus der Schweiz seit Mitte Juli kaum noch Finanzierungshilfen von der EU; unter anderem sind sie von den begehrten, personenbezogenen Grants des Europäischen Forschungsrats (ERC) ausgeschlossen. Flückiger zufolge können Forschende aus der Schweiz nun keine koordinierende Rolle mehr in Projekten mit ihren wichtigsten Forschungspartnern in Europa einnehmen – mit der Folge, dass Top-Talente nicht in die Schweiz kämen oder diese für eine Stelle im Ausland verließen.

Das Schweizer Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI) strebt einem Bericht von "University World News" zufolge weiterhin eine vollständige Assoziation unter "Horizon Europe" an. Gespräche mit der EU-Kommission gebe es dazu aber derzeit keine, Verhandlungen würden für den Herbst erwartet. Dort, wo eine Beteiligung von Forschenden aus der Schweiz an EU-Forschungsprojekten weiterhin möglich ist, übernehme das SBFI die Kosten. "Das Parlament hat bereits 6,15 Milliarden Franken für die Schweizer Beteiligung am Horizon-Paket sowie die Möglichkeit einer Direktförderung für Forschende in der Schweiz bewilligt", zitiert der Bericht das Ministerium.

Laut Bericht können Forschende in der Schweiz auch als nichtassoziierter Drittstaat an "Horizon Europe" und den damit verbundenen Programmen und Initiativen teilnehmen und sich für die ihnen offenstehenden Programmkomponenten und Förderinstrumente bewerben. Sie erhalten jedoch in der Regel keine Förderung mehr für ihre Projektkosten von der Europäischen Kommission.

ckr