Uni Halle
Senat stimmt mehrheitlich für drastischen Sparplan
Der Senat der Martin-Luther-Universität in Halle hat am Mittwoch ein massives Sparpaket beschlossen. Der Beschluss sieht unter anderem die Streichung von etwa 4.000 von rund 21.000 Studienplätzen vor, 25 der rund 355 Professuren sind bedroht. Zudem könnten ganze Studiengänge von derzeit 260 Angeboten wegfallen. Insgesamt sollen so knapp acht Millionen Euro bis 2030 gespart werden.
"Das Ergebnis der geheimen Abstimmung lautet 13 Ja-Stimmen, 10 Nein-Stimmen. Es gab keine Enthaltungen", schrieb eine Sprecherin der Uni am Abend. Mit dem Beschlusspapier geht das Rektorat der Uni nun in Verhandlungen mit der Landesregierung zu Personal- und Strukturveränderungen. "Das heute beschlossene Papier wird dem Ministerium für Wissenschaft, Energie, Klimaschutz und Umwelt des Landes Sachsen-Anhalt vorgelegt", hieß es dazu in der Pressemitteilung der Universität.
"Trotz des schwierigen und für die ganze Universität schmerzhaften Prozesses: Das ist der erste wichtige Schritt auf dem Weg, wieder finanziell handlungsfähig zu werden und perspektivisch Gestaltungsräume für die Entwicklung von Forschung und Lehre zu gewinnen", zitiert die Mitteilung Rektor Professor Christian Tietje. Es folge nun die nötige Profilschärfung im Rahmen der beschlossenen Personalressourcen. "Wir werden diesen Schritt gemeinsam mit dem Land gehen, dafür haben wir die nächsten zwei Jahre Zeit", so Tietje.
Erste Auswirkungen auf die Studierendenzahl könnte der Beschluss allerdings schon im kommenden Wintersemester haben. Im Mai, wenn die neuen Zulassungszahlen festgesetzt werden, könnten bereits erste Fächer nicht mehr angeboten werden. Laut Beschlusspapier würde der Wegfall zunächst kleinere Fächer mit geringen Einschreibezahlen wie Indologie und Südasienkunde treffen. Hier könnten noch in diesem Jahr Professuren nicht wieder besetzt werden und die entsprechenden Stellen wegfallen. Aber auch in den Rechts-, Sprach- und Naturwissenschaften sind massive Kürzungen geplant. Laut Entwurf drohen Kürzungen bei den Professuren bis über das Jahr 2030 hinaus.
Kritik an den Kürzungsabsichten
Studierende und Mitarbeitende der Universität haben bereits mehrfach gegen die Sparpläne demonstriert. Etwa 500 Menschen – überwiegend Studierende – kamen am Mittwoch an der Uni zu einer Demo des Aktionsbündnis "#MLunterfinanziert" zusammen. Die Abstimmung des Senats musste digital stattfinden, da die anberaumte Präsenz-Sitzung wegen einer Blockade des Sitzungsraums nicht durchgeführt werden konnte wie die Universität meldet.
Die schwierige finanzielle Lage der Hochschule existiert seit Jahren: 2022 betrug der Landeszuschuss für die Uni ohne die medizinische Fakultät 166 Millionen Euro. In den vergangenen Jahren fehlten meist etwa zehn Millionen Euro. Im aktuellen Haushaltsjahr klafft bereits eine Lücke von rund 17 Millionen Euro. Die Landesregierung hält die Situation für hausgemacht und pocht auf die Einhaltung des finanziellen Rahmens. Laut Uni-Rektorat trägt hingegen insbesondere die jahrzehntelange Unterfinanzierung zu den auflaufenden Problemen bei. Man hätte gar nicht sparen können, hieß es.
Im Landtag kritisierte die Opposition laut Bericht des "Mitteldeutschen Rundfunks" (mdr) die Sparpläne. Olaf Meister, hochschulpolitischer Sprecher der Landtagsfraktion der Grünen, bezeichnete die Pläne demnach als "Katastrophe für den Forschungsstandort Sachsen-Anhalt und für das gesamte Bundesland." Die Regierungskoalition müsse die Grundfinanzierung aller Hochschulen um 22 Millionen Euro zu erhöhen, so Meister.
dpa/cpy