

Wissenschaftsfreiheit
Trump-Regierung weitet Kampf gegen Universitäten aus
Die Universität von Pennsylvania versucht durch eine neue Vereinbarung mit dem US-Bildungsministerium, die Transgender-Athletinnen zukünftig aus universitären Sportteams ausschließt, gestrichene Zuschüsse in Höhe von 175 Millionen Dollar zurückzubekommen. Auch Universitätspräsident Professor James Edward Ryan ist Ende Juni mit dem Ziel von seinem Amt an der staatlichen Universität von Virginia (UVa) zurückgetreten, die von Justizministerium angedrohten Bundesmittel-Einbußen von seiner Hochschule abzuwenden, wie internationale Medien berichten. Mit der UVa ist neben zahlreichen privaten Universitäten insbesondere der sogenannten Ivy-League nun eine staatliche Hochschule ins Visier der US-Regierung gerückt.
Ryan sah sich der Anschuldigung ausgesetzt, das US-präsidiale Verbot von Maßnahmen zur Förderung von Vielfalt, Gleichberechtigung und Inklusion (diversity, equity, and inclusion, DEI) im Rahmen seiner Universitätsleitung missachtet zu haben, berichtet unter anderem The Chronicle. Laut der Zeitung war Ryan während seiner siebenjährigen Amtszeit ein überzeugter Befürworter der Diversifizierung des Campus und hatte sich bereits zuvor als Dekan an der Harvard Graduate School of Education dafür eingesetzt. Ryans erzwungener Rücktritt sei ein weiteres Beispiel dafür, dass die Trump-Regierung "Gaunerei statt rationalen Diskurs" anwende, sagte Ted Mitchell, Präsident der Vertretung von Universitätspräsidenten "American Council on Education" laut Associated Press News. Die demokratischen Abgeordneten im US-Senat, Mark Warner und Tim Kaine, verurteilten Ryans erzwungenen Rückzug der Frankfurter Rundschau zufolge scharf und bezeichneten den Vorfall als "skandalös".
Andere sehen den durch staatlichen Druck bewirkten Amtsverzicht als einen Angriff auf die Prinzipien der akademischen Freiheit, der institutionellen Autonomie und der demokratischen Regierungsführung. Der Senat der Universität hat vor wenigen Tagen eine Resolution verabschiedet, in der er den Vorstand auffordert, die Rücktrittsforderungen des Justizministeriums an Ryan zu verurteilen und sich bis zum 14. Juli mit dem Senat zu treffen, um die Umstände zu klären, die zu dieser Entscheidung geführt hatten.
Harvard weiter in Bedrängnis durch die US-Regierung
Ende Juni berichtete die Nachrichtenorganisation CNN von Untersuchungsergebnissen der US-Regierung, das die Harvard-Universität das Bürgerrechtsgesetz (Civil Rights Act) "gewaltsam verletzt" habe. Dies gehe aus einem Brief der Regierung an Harvard-Präsident Professor Alan Garber vom 30. Juni hervor, der CNN vorliege. Unter anderem habe sich die Universität schuldig gemacht, "antisemitischen Schikanen" im Hochschulbetrieb in manchen Fällen "bewusst gleichgültig" begegnet zu sein und sich in anderen Fällen sogar "vorsätzlich daran beteiligt" zu haben. Der Verlust sämtlicher Bundesmittel wird demnach im Schreiben an die Hochschule in Aussicht gestellt, falls nicht sofortige Änderungsmaßnahmen ergriffen würden.
Als Reaktion auf das Schreiben hat der Kommunikationsdirektor der Harvard-Universität, Jason A. Newton, in einem Statement CNN zufolge erklärt, dass man mit der Schlussfolgerung des Berichts nicht einverstanden sei. Die Hochschule habe unter anderem ihre Regeln für die Nutzung von Campusräumen für Proteste aktualisiert, Schritte zur Überprüfung von Disziplinarverfahren unternommen und Schulungen zur Bekämpfung von Antisemitismus ausgeweitet. Der Brief mit den anschuldigenden Untersuchungsergebnissen kommt nachdem sowohl US-Präsident Donald Trump als auch Bildungsministerin Linda McMahon der Harvard University nur wenige Tage zuvor in öffentlichen Äußerungen Fortschritte in der Bekämpfung von Antisemitismus bestätigt hatten, berichtet der TV-Sender.
Im Hintergrund schwelt zudem der Rechtsstreit zwischen der Regierung und Harvard um die Erlaubnis, internationale Studierende sowie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aufzunehmen.
Finanzieller Druck durch fehlende internationale Studierende
Laut einem aktuellen Bericht des gemeinnützigen Institute of International Education gaben etwa 35 Prozent der Hochschulen und Universitäten an, dass sie im akademischen Jahr 2025/26 mit einem Rückgang der internationalen Einschreibungen im Vergleich zum Vorjahr rechnen. Im Vorjahr hatten nur 17 Prozent der Einrichtungen befürchtet, internationale Studierende zu verlieren. Demnach legen 89 Prozent der US-amerikanischen Colleges und Universitäten Wert auf die Anwerbung internationaler Studierender. 33 Prozent stufen sie sogar als hohe Priorität ein.
In den vergangenen Monaten war es für etliche Hochschulen schwierig geworden, trotz erheblicher Visa-Beschränkungen seitens der US-Regierung um internationale Studierende zu werben. Darüber hinaus hatte der US-Präsident generelle Einreisesperren für Staatsangehörige aus zwölf Ländern ab dem 9. Juni beschlossen. Laut Inside Higher Ed stellt der potentielle Rückgang dieser Studierendengruppen für mindestens elf Prozent der Hochschulen ein sehr hohes Finanzierungsrisiko dar, da diese einen über 20-prozentigen Anteil an international Studierenden besitzen. Diese bezahlen in den USA den Höchstbetrag an Studiengebühren.
Inside Higher Ed bezieht sich mit seiner Einschätzung auf aktuelle Zahlen der Agentur Moody’s Ratings. Institutionen, die sehr selektiv Studierende auswählten oder über beträchtliche finanzielle Reserven verfügten, könnten die Auswirkungen besser abfedern, heißt es darin. Viele kleinere Hochschulen müssten sich jedoch bereits mit bundesstaatlichen Änderungen bei Studierendendarlehen und Hilfsprogrammen auseinandersetzen, was die Einschreibungsaussichten im Inland weiter drückt und die Budgets belaste.
cva