Portraitfoto des winkenden Präsidenten vor blauem Hintergrund
picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Luis M. Alvarez

US-Hochschulen
Trump will treuen Unis Finanzierungsvorteile geben

Neben Mittelkürzungen versucht die Regierung nun anders, Hochschulen zu kontrollieren. Sie bietet Geld für Regierungstreue – doch keine Uni sagt zu.

23.10.2025

US-Präsident Donald Trump will mehrere Top-Universitäten des Landes mit hohen Fördergeldern locken, um sie auf Regierungslinie zu bringen. Verschiedene US-Medien berichteten, dass das Weiße Haus Briefe an neun Top-Hochschulstandorte verschickt habe. Darin sollen die Hochschulleitungen aufgefordert worden sein, bestimmte Grundsätze, die die Regierung gemäß ihrer Bildungsziele festlegt, einzuhalten – im Gegenzug würden die Hochschulen Zugang zu Forschungsgeldern bekommen.

Laut "New York Times" müssten die Unis verbieten, was "konservative Ideen bestrafen, herabsetzen oder sogar Gewalt gegen sie anstiften könnte", zitiert die US-Zeitung aus der Vereinbarung. Es solle demnach zudem die Zahl der ausländischen Studierenden begrenzt werden; die Studiengebühren sollen eingefroren werden.

Auch soll sich die jeweilige Hochschule zu strengen Definitionen des Geschlechts bekennen – was auf die Kritik Trumps gegen Transpersonen anspielt. Transmenschen identifizieren sich nicht mit dem Geschlecht, das ihnen bei der Geburt zugeschrieben wurde.

Trump-Widersacher kontert: "radikale Vereinbarung"

Der demokratische Gouverneur von Kalifornien und Trump-Widersacher Gavin Newsom sprach von einer radikalen Vereinbarung. Er machte im Gegenzug auf kalifornische Unis Druck, dass sie im Falle einer Unterzeichnung anderweitige Millionenförderung auf Bundesstaatsebene verlören. Kalifornien werde keine Standorte unterstützen, die die akademische Freiheit aufgäben.

Der Chef eines hohen Rates der University von Texas – er war vom republikanischen Gouverneur des Bundesstaates ernannt worden – bestätigte, dass es das neue geplante Programm gebe. Man fühle sich "geehrt", dass die University of Texas als eine von neun Einrichtungen für potentielle Finanzierungsvorteile ausgewählt worden sei.

Die Trump-Regierung hatte in den vergangenen Wochen den Druck auf die Wissenschaft erhöht. Sie warf mehreren Universitäten eine linksliberale Ausrichtung und unzureichende Maßnahmen gegen Antisemitismus vor. Fördergelder wurden entzogen.

Betroffen war unter anderem die Elite-Uni Harvard, der Gelder eingefroren und entzogen wurden. Anfang September entschied ein Bundesgericht, die Blockade der Fördermittel sei rechtswidrig; die milliardenschweren Fördermittel müssten wieder freigegeben werden.

Keine Zusage an Trump nach Ablauf der Frist 

Dem Hochschul-Onlinemagazin Inside Higher Ed zufolge hat sich Bildungsministerin Linda McMahon gemeinsam mit Beamtinnen und Beamten aus ihrem Ressort am 17. Oktober mit mehreren Universitätsleiterinnen und Universitätsleitern getroffen, um über die Vereinbarung zu diskutieren. "Ein erneuertes Bekenntnis zu den alten ehrwürdigen Prinzipien, die dazu beigetragen haben, amerikanische Universitäten groß zu machen, wird das Land stärken und das Vertrauen der Öffentlichkeit in die Hochschulbildung vertiefen", schrieb sie dazu auf der Social-Media-Plattform X. 

Nationale Organisationen wie der Amerikanische Bildungsrat (ACE), die Amerikanische Vereinigung von Universitätsprofessorinnen und Professoren (AAUP) und die Amerikanische Vereinigung von Colleges und Universitäten (AAU) haben sich mit Formulierungen wie "staatliche Kontrolle" (ACE) oder "Günstlingswirtschaft, Klientelismus und Bestechung" (AAUP) äußerst kritisch über das staatliche Angebot geäußert, berichtete University World News am 22. Oktober. 

Bis einschließlich 20. Oktobers haben die neun angeschriebenen Universitäten Zeit gehabt, um den sogenannten Vertrag für akademische Exzellenz in der Hochschulbildung (Compact for Academic Excellence in Higher Education) mit der US-Regierung anzunehmen. 

Laut internationaler Medienberichte haben bis zum Fristablauf bereits sieben Hochschulen dem Präsidenten und seiner Bildungsministerin Linda McMahon eine Absage erteilt: Als erstes das Massachusetts Institute of Technology gefolgt von der Brown University, der University of Pennsylvania, der University of Southern California und der University of Virginia. Zum Ende der Frist haben das Dartmouth College und die University of Arizona abgelehnt. Die University of Texas und die Vanderbilt University haben bislang nicht mit einer Zu- oder Absage auf das Angebot reagiert. 

In der Begründung des Dartmouth College vom 18. Oktober heißt es unter anderem, dass Präsidentin Professorin Sian Leah Beilock nicht glaube , dass ein Abkommen – egal mit welcher Regierung – der richtige Ansatz sei, um akademische Spitzenleistungen zu erzielen. Ein solches Abkommen würde die akademische Freiheit, die Fähigkeit zur Selbstverwaltung und den Grundsatz gefährden, dass staatliche Forschungsgelder an die besten und vielversprechendsten Ideen vergeben werden sollten. 

Erste staatliche Universität gibt DEI-Forderungen Trumps nach 

Wie The Guardian am 22. Oktober berichtete, ist die University of Virginia (UVA) die erste staatliche Universität, die den Forderungen der Trump-Regierung hinsichtlich der Abkehr von Richtlinien zu mehr Vielfalt, Gleichberechtigung und Inklusion (DEI) nachkommt. Die Vereinbarung wurde am selben Tag von US-amerikanischen Justizministerium bekannt gegeben. 

Die University of Pennsylvania, die Columbia University und die Brown University – alles Privatuniversitäten – hatten bereits vor einigen Wochen Vereinbarungen mit der US-Regierung getroffen, nachdem das Justizministerium erheblichen Druck aufgebaut hatte und Bundesmittel empfindlich gekürzt worden waren. 

In der Vereinbarung der US-Regierung mit der UVA heißt es unter anderem, dass die Universität dem Justizministerium bis 2028 vierteljährlich relevante Informationen und Daten zur Verfügung stellen müsse und der Hochschulpräsident persönlich zu bestätigen habe, dass die UVA die Vereinbarung einhalte. "Wenn die UVA ihre geplanten Reformen zum Verbot von DEI an der Universität abschließt, wird das Ministerium seine Untersuchungen gegen die UVA einstellen", heißt es weiter. Man werde die UVA als "berechtigt für zukünftige Zuschüsse und Auszeichnungen" betrachten.

aktualisiert am 23. Oktober um 12:30 [Ergänzung siebte Absage und erster Deal staatliche Universität]; erstmal aktualisiert 21. Oktober [Ergänzung Stand zum Fristablauf]; erstmals veröffentlicht am 6. Oktober 2025

cpy/cva/dpa