

Wissenschaftsfreiheit USA
Trumps gekürzter Forschungshaushalt 2026
Die US-Regierung unter Präsident Donald Trump sieht für den kommenden Bundeshaushalt ab Oktober eine Kürzung um insgesamt 163 Milliarden Dollar vor. Das entspricht einen Rückgang um rund 23 Prozent im Vergleich zum aktuellen Haushalt. Besonders stark betroffen sind wissenschaftliche Behörden und die staatliche Forschungsförderung. Der Verteidigungshaushalt ist von den Kürzungen ausgenommen und steigt um 13 Prozent, die Mittel für das Heimatschutzministerium um 65 Prozent. Das geht aus dem Haushaltsentwurf der Regierung von Anfang Mai und der dazugehörigen Stellungnahme hervor.
Die Einsparungen würden demnach aus der Abschaffung "radikaler" Programme zu Diversität, Gleichberechtigung und Inklusion (DEI), kritischer Rassentheorie, der Finanzierung sogenannter "Green New Scams" – abwertend für umweltpolitische Programme – resultieren. Zudem würden weiterer Teile der Bundesbürokratie, die gegen das amerikanische Volk gerichtet gewesen seien, entfernt sowie Programme auf die Bundesstaaten und Kommunen verlagert.
Kaum ein Forschungsgebiet bleibt verschont
Für die US-amerikanische National Science Foundation (NSF) ist Medienberichten zufolge eine Kürzung der Finanzierung um circa 56 Prozent im Vergleich zum aktuellen Haushalt vorgesehen. Das Budget der nationalen Gesundheitsinstitute (NIH) sei demzufolge um rund 37 Prozent zu reduzieren. Die Ausgaben für die Umweltschutzbehörde (EPA) sollen um circa 54 Prozent gekappt werden, da die Regierung beabsichtige, das zu beseitigen, was sie als "woke" Klimaprogramme bezeichnet. Am Tag der Veröffentlichung des Haushalts kündigte die EPA Pläne an, ihre wichtigste Forschungsabteilung aufzulösen, berichtet Inside Higher Ed (IHE).
Das Office of Science des Department of Energy (DoE) sei für eine Kürzung um 14 Prozent, die US-Gesundheitsbehörde (Centers for Disease Control and Prevention, CDC) um rund die Hälfte vorgesehen. Die Planung setze zudem den Prozess der Abschaffung des Bildungsministeriums fort.
Der Haushaltsplan der Regierung verschlanke laut Stellungnahme dieser außerdem in der Raumfahrt die Belegschaft der Nationalen Aeronautik- und Raumfahrtbehörde (NASA), IT-Dienste der Behörde, Betriebsabläufe der NASA-Zentren, Instandhaltung der Einrichtungen sowie Bau- und Umweltvorgaben. Investiert würde stattdessen in Mondmissionen (sieben Milliarden US-Dollar) und Mars-Programme (eine Milliarde US-Dollar). China solle in diesen Bereichen übertrumpft werden.
"Der Haushalt finanziert großzügig die Forschung zu Künstlicher Intelligenz und Quanteninformationswissenschaft bei Schlüsselbehörden, um sicherzustellen, dass die Vereinigten Staaten bei der Entwicklung und verantwortungsvollen Nutzung dieser kritischen Technologien führend bleiben", erläutert die Regierung ihre Pläne in diesem Forschungsbereich.
Reaktionen aus der Wissenschaft und Versuche der Selbsthilfe
"Sollte er umgesetzt werden, würde Trumps Plan Menschen im ganzen Land den verheerenden Auswirkungen des Klimawandels schutzlos ausliefern und ihnen die Informationen vorenthalten, die Leben retten und die Wirtschaft schützen könnten", reagiert Dr. Gretchen Goldman, Präsidentin der Vereinigung besorgter Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler (Union of Concerned Scientists, UCS) auf Trumps Haushaltsentwurf. Die Planungen seien wissenschaftsfeindlich, gefährlich, respektlos, signalisierten "einen vollständigen Rückzug der USA von ihren internationalen Verpflichtungen" und zeigten "ein völliges Unverständnis selbst der grundlegendsten Zusammenhänge darüber, wie staatlich finanzierte Wissenschaft die amerikanische Bevölkerung schützt." Kürzungen im Gesundheitswesen, beim Umweltschutz, in der Landwirtschaft, bei sauberer Energie, Bildung und Wohnraum würden die Schäden noch verstärken.
Als eine Art selbstermächtigender Rettungsversuch bieten einige Hochschulen bereits seit einigen Monaten Forschenden, deren Projekte von Kürzungen gestoppt wurden, vorübergehende finanzielle Hilfe an, berichtet Inside Higher Ed (IHE). Institutionen wie Yale School of Medicine, Johns Hopkins University, Northwestern University und die University of Arizona stellten Überbrückungsfinanzierungen. Diese Gelder würden sich meist an Forschende mit realistischen Zukunftsaussichten für ihre Forschung richten oder den Zweck haben, ihnen Zeit zur Neuausrichtung ihrer Projekte zu geben. Besonders betroffen seien Forschungen zu sensiblen oder gesellschaftlich kontroversen Themen.
Das Online-Magazin kommt zu dem Schluss, dass private Industrie, Stiftungen und Universitäten den Rückzug des Staates weder finanziell noch strategisch kompensieren können. "Wenn es um die Unterstützung von erkenntnisgetriebener Forschung geht, gibt es keinen Ersatz für den Staat“, zitiert es Toby Smith, Vizepräsident für Regierungsbeziehungen bei der Association of American Universities. Während Unternehmen schwerpunktmäßig in anwendungsorientierte Forschung statt in Grundlagenforschung investierten, agierten private Stiftungen sehr volatil und interessengeleitet. Beiträge von Industrie, Stiftungen und anderen Quellen machten IHE zufolge zusammen nur etwa 15 Prozent der Forschungsförderung an US-Hochschulen aus (2023).
Der Anteil der Bundesförderung für Hochschulforschung sei bereits seit 1970 von 71 Prozent auf 55 Prozent gesunken, während der Eigenanteil der Hochschulen auf 25 Prozent gestiegen sei. Einige Universitäten müssten deshalb aufgrund der Kürzungen Programme streichen oder Personal abbauen. Langfristig könnte Inside Higher Ed zufolge ein Teil der Hochschulen durch weniger staatliche Auflagen mehr Autonomie gewinnen – jedoch auf Kosten der Größe und Vielfalt ihrer Angebote.
cva