Protest in Ungarn
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Budapest
Ungarn bilden Menschenkette für die Wissenschaft

Die Regierung von Viktor Orban schränkt die Arbeit der Akademie der Wissenschaften weiter ein. Dagegen regt sich Protest.

12.02.2019

Rund 1.500 Ungarinnen und Ungarn haben am Dienstag eine Menschenkette zum Schutz der Ungarischen Akademie der Wissenschaften (MTA) gebildet. In dicht gedrängten Reihe umschlossen die Teilnehmer das Gebäude der wichtigsten Wissenschaftsinstitution des Landes im Zentrum von Budapest, berichtete das Nachrichtenportal "merce.hu". Der Protest richtete sich gegen Pläne der rechts-konservativen Regierung, das gesamte Netz der Forschungsinstitute aus der Akademie auszugliedern. Dies käme praktisch einer Zerschlagung der traditionsreichen, angesehenen Institution gleich.

Treibende Kraft hinter diesen Plänen ist der seit Mai letzten Jahres amtierende Technologieminister Laszlo Palkovics. Auf seine Veranlassung hin wurden der MTA bereits zu Jahresbeginn fast drei Viertel ihrer Finanzmittel entzogen und der direkten Kontrolle seines Ministeriums unterstellt. Um ihre Forschungen weiter finanzieren zu können, müssen sich die MTA-Institute nunmehr in Ausschreibungen um diese Gelder bewerben. Diese stehen allerdings auch den Universitäten sowie neuen, von der Regierung gegründeten Instituten von zweifelhafter wissenschaftlicher Reputation offen. 

In einer nächsten Stufe will Palkovics die MTA-Institute aus der Akademie ausgliedern und den Universitäten oder neu zu schaffenden Forschungszentren unterstellen. Der Minister begründet dies damit, dass Forschungen gefördert werden sollen, deren Ergebnisse besser von der Wirtschaft genutzt werden können. 

Kritiker sehen in diesem Plan das Bemühen der Regierung von Ministerpräsident Viktor Orban, die Autonomie der Wissenschaften zu beseitigen und die Tätigkeit der Wissenschaftler der Kontrolle der Regierung zu unterwerfen. Sie verweisen auf die jüngste Vertreibung der amerikanisch geführten, liberalen Central European University (CEU) aus Budapest. Auch haben die Universitäten in den letzten Jahren infolge neuer Gesetze ihre Autonomie weitgehend eingebüßt.

dpa