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Hochschulautonomie
Ungarn übergibt Film-Uni an regierungsnahe Stiftung

Nach der CEU gerät nun auch die Budapester Schauspiel- und Filmuniversität unter Druck. Eine neue Stiftung bestimmt künftig über Leitung und Lehre.

09.07.2020

Die angesehene Budapester Universität für Schauspiel- und Filmkunst soll an eine regierungnahe "Stiftung für Theater- und Filmkunst" übergeben werden – trotz des Protests hunderter Kunst- und Kulturschaffender. Das ungarische Parlament billigte vergangene Woche ein entsprechendes Gesetz.

Die Stiftung wird über die Führung, Lehre und Ausbildungsrichtlinien der Theater- und Filmuniversität bestimmen. Die Regierung begründete die Übergabe der wichtigsten Ausbildungsstätte für Theater- und Filmleute in Ungarn an die noch zu gründende staatliche Stiftung mit der Notwendigkeit eines "Modellwechsels".

Kritikern zufolge ist der Schritt Teil der Bemühungen des rechtsnationalen Ministerpräsidenten Viktor Orban, autonome Bereiche der Kultur zu eliminieren, um die Hegemonie einer völkisch-klerikalen Staatskultur herzustellen. Die Schlüsselpositionen der neuen Universitätsstiftung werden Medienberichten zufolge erwartungsgemäß Personen einnehmen, die Orbans Politik unterstützen.

Hunderte Kulturschaffende, unter ihnen die Schriftsteller Peter Nadas und György Dragoman sowie die bedeutendsten Regisseure und Schauspieler des Landes, protestierten in einer Petition gegen die Aufhebung der Universitätsautonomie. Studierende der Universität versammelten sich dem "Deutschlandfunk" zufolge zu Protestgesängen für eine "wahrhafte Debatte" über die Regierungsentscheidung. Der Vizepräsident der Universität, Laszlo Upor, warnte demnach, das Stiftungskuratorium werde künftig viele Dinge ändern können, die die Uni für wichtig erachte.

Der stellvertretende Vorsitzende des Kulturausschusses im ungarischen Parlament, Laszlo Simon, hat laut Bericht bereits im Juni öffentlich angekündigt, die Schauspieluniversität sei eine staatliche Hochschule – der Staat entscheide entsprechend legitim über die Umgestaltung der Hochschule. Die Autonomie der Universität werde dabei nicht verletzt.

dpa/ckr