Bernd Lucke im Hörsaal vor einer Tafel
picture alliance/Markus Scholz/dpa

Hamburg
Uni Hamburg kritisiert Angriffe auf Lucke

Nach der verhinderten Vorlesung des AfD-Gründers Bernd Lucke sieht der Hochschulverband die Uni in der Pflicht. Die betreibt Schadensbegrenzung.

17.10.2019

Nach der massiven Störung der Vorlesung des AfD-Gründers Bernd Lucke an der Universität Hamburg hat der Präsident des Deutschen Hochschulverbandes (DHV), Professor Bernhard Kempen, betont, dass er die "Ereignisse an der Hamburger Universität mit großer Sorge" beobachte. "Wir erwarten von der Hochschulleitung, dass sie sich schützend vor einen Hochschullehrer ihrer Universität stellt, dessen Freiheit der Lehre gestern massiv verletzt wurde", sagte Kempen.

Auch die Universität Hamburg nahm zu den Vorfällen Stellung. Die Hochschule sei der Auffassung, "dass die gestrigen Störungen mit dem grundgesetzlich garantierten Schutz der Freiheit von Wissenschaft nicht zu vereinbaren sind." Die Instrumente des Meinungsstreits an einer Universität seien das Argument, der Diskurs und der Versuch der Konsentierung. Die Ausübung von "wie auch immer gearteter Gewalt" gehöre nicht dazu.

Angesichts der angekündigten Demonstrationen der Studierendenvertretung im Vorfeld der Vorlesung, habe sich die Universität vorab mit der Polizei abgesprochen. Demnach sollte die Polizei für Luckes Sicherheit sorgen. Die Störung der Vorlesung zu unterbinden, sei aus Sicht der Hochschule mit den Mitteln einer Universität nicht zu leisten. Laut Polizei sei kein Einschreiten erforderlich gewesen, da keine Straftat festgestellt wurde.

Die Hochschulleitung habe zudem vorab mit Lucke vereinbart, den Verlauf der ersten Vorlesung abzuwarten und erst bei weitergehender Störung zukünftig entsprechende Maßnahmen zu ergreifen. Die Hochschulleitung werde nun mit Politik und Ordnungsbehörden klären, "in welcher Form die Durchführung der Lehre von Professor Lucke künftig sichergestellt werden kann".

Gegen störende Studierende werde die Hochschulleitung – "wie immer in vergleichbaren Fällen" – einen Strafantrag gegen Unbekannt stellen. Ordnungsmaßnahmen seitens der Universität seien wegen der Anonymität der Personen jedoch kaum möglich. Über diese hätte ein dafür eingerichteter Ausschuss des Akademischen Senats zu befinden.

Senat kritisiert Störung der Vorlesung

Die Hamburger Wissenschaftsbehörde hat am Donnerstag die Störung der Veranstaltung klar kritisiert. Zwar sei es legitim, dass der AStA zu Protesten aufrufe, "wie im Hörsaal mit Herrn Lucke umgegangen wurde, widerspricht allerdings den Regeln fairer politischer und demokratischer Auseinandersetzung", heißt es in einer Stellungnahme. "Es geht nicht, dass die Lehrveranstaltungen von Herrn Lucke niedergebrüllt werden."

Die Rückkehr Luckes an die Universität emotionalisiere. Es dürfe und solle darüber diskutiert werden. "Eine politische Auseinandersetzung ist wünschenswert, aber dafür sollten wir Formate außerhalb des Hörsaals finden. Wir müssen wieder lernen zu streiten", heißt es in der Stellungnahme der von Katharina Fegebank geführten Behörde.

Fegebank hatte zunächst gemeinsam mit dem Universitätspräsidenten, Professor Dieter Lenzen, am Vortag eine Erklärung veröffentlicht, die weniger eindeutig war. Aus dem Kontext war nicht klar zu ersehen, ob sie sich auf die Störer der Veranstaltung bezog.

Studierendenvertreter distanzieren sich

Lucke und die Studierendenvertretung AStA haben sich am Donnerstag nachmittag zu einem Gespräch getroffen. Der Termin war bereits vor den Vorfällen am Mittwoch vereinbart worden. Die Studierendenvertretung AStA hatte vor der gescheiterten Vorlesung am Mittwoch zu einer Kundgebung vor dem Hauptgebäude der Uni aufgerufen, um unter anderem auf die Tragweite der politischen Handlungen Luckes hinzuweisen. Der AStA stellte anschließend aber klar, dass er zu den Störungen im Hörsaal nicht aufgerufen hatte. Die Studierendenvertretung sei an inhaltlicher und sachlicher Kritik interessiert, hieß es in einer Stellungnahme.

Am Donnerstag hat Lucke zudem ein Seminar für 15 bis 20 Studierende gegeben. Vor Beginn wurde Lucke von einigen Professoren und wissenschaftlichen Mitarbeitern begrüßt. Zwei junge Frauen, die an dem Seminar teilnehmen wollten, aber nicht angemeldet waren, wurden von Lucke mit dem Hinweis, dass er sie vom Vortag kenne, hinausgebeten. Der AStA hatte dazu nach eigenen Angaben keine Aktionen geplant.

ckr/dpa