Portraitfoto von Prof. Dr. Simone Fulda, Präsidentin der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel
CAU Kiel

Schleswig-Holstein
Uni Kiel fordert mehr Gestaltungs-Freiheit

Zu viel Steuerung vom Land, zu wenig Befugnisse für die Hochschulen: Die Präsidentin der Uni Kiel kritisiert das neue Hochschulgesetz.

29.03.2022

Die Hochschulen in Schleswig-Holstein brauchen nach Ansicht der Kieler Universitätspräsidentin Professorin Simone Fulda mehr Freiräume für ihre Profilierung. Die Ende Januar vom Kieler Landtag beschlossene Novelle des Hochschulgesetzes habe zwar gewisse Verbesserungen gebracht, sagte Fulda der Deutschen Presse-Agentur. Die Hochschulen hätten aber mehr Gestaltungsraum gewollt. "Sie wissen selber sehr gut, welche Maßnahmen notwendig sind, um ihrer Verantwortung gerecht zu werden."

Mehr eigener Freiraum wäre auch deshalb wichtig, weil die Hochschullandschaft heterogen sei und bedarfsgerechte Entscheidungen erfordere, sagte Fulda. Das Wissenschaftsministerium behalte sich aber bei vielen Vorgängen die Entscheidung vor. "Aus unserer Sicht bräuchten wir zum Beispiel nicht bei jeder Professur die Zustimmung des Ministeriums."

Land sieht Autonomie der Hochschulen gestärkt

Aus Sicht der Landesregierung hat das neue Gesetz die Autonomie der Hochschulen gestärkt. Diese könnten etwa Entscheidungen über die bauliche Weiterentwicklung ihrer Liegenschaften weitgehend selbst treffen sowie über ihre Struktur- und Entwicklungsplanung eigenständig entscheiden.

Wissenschaftsministerin Karin Prien hatte vor Verabschiedung für die Gesetzesänderung geworben. "Mit der Novelle des Hochschulgesetztes lösen wir das Versprechen ein, mehr Freiheiten für Wissenschaft und Forschung zu schaffen und wir stärken unseren Hochschulen den Rücken für den Wettbewerb um die exzellentesten Köpfe und die innovativsten Ideen", erklärte Prien.

Das novellierte Hochschulgesetz enthält unter anderem eine Innovationsklausel zur Erprobung neuer Hochschulstrukturen sowie eine Optionsklause für mehr Eigenverantwortung bei Bau, Personal und Haushalt. Zudem ermöglicht es Tenure-Track-Professuren und unterstützt Studierende und Forschende bei Ausgründungen.

Hochschulautonomie nach NRW-Vorbild gewünscht

Fulda sieht in der Novelle aber eine Philosophie der Detailsteuerung durch das Land, die für sie wenig zielführend ist. Es werde überreguliert. Nordrhein-Westfalen habe sein Gesetz 2019 besser geändert, sagte Fulda. "Dort ist die Novelle getragen von Vertrauen in die Eigenverantwortung der Hochschulen." Da gebe es im Norden noch Luft nach oben.

Begrenzte finanzielle Möglichkeiten und der rechtliche Rahmen erschwerten es auch, Spitzenpersonal nach Kiel zu holen, sagte Fulda. "Gleichwohl sind der Wissenschaftsstandort mit seiner Vielfalt, mit lebendigen internen und externen Kooperationen sowie den attraktiven Lebensbedingungen gute Argumente für Spitzenwissenschaftlerinnen und Spitzenwissenschaftler, nach Kiel zu kommen." Eine Stärke sei auch die enge Zusammenarbeit mit außeruniversitären Einrichtungen im Land.

Für die digitale Transformation der Universität verspricht sich die Präsidentin einen kräftigen Impuls von den neuen Professuren für Künstliche Intelligenz, die das Land gerade finanziell ermöglicht hat und von denen vier in Kiel angesiedelt werden sollen. Besetzt sind sie noch nicht. Insgesamt sieht Fulda ihre Hochschule auf einem guten Weg, um sich unter den Top-Unis in Deutschland auf Dauer zu etablieren. Die Kieler Universität mit ihren 27.000 Studierenden und 3.700 Mitarbeitern ist die einzige Volluniversität Schleswig-Holsteins.

dpa/ckr