Universität Münster
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Namenspatronen von Universitäten
Uni Münster vertagt Entscheidung über mögliche Umbenennung

Die Universität Münster debattiert über ihren Namenspatron Friedrich Wilhelm. Seine Person soll auf dem Campus künftig eine größere Rolle spielen.

28.05.2020

Die Westfälische Wilhelms-Universität Münster hat sich vorerst gegen eine angedachte Umbenennung entschieden. In den kommenden 24 Monaten will sie sich jedoch kritisch mit ihrem Namensgeber auseinandersetzen. In zwei Jahren soll dann die Universitätsleitung nach der Umsetzung eines Maßnahmenkatalogs vorschlagen, ob es beim bisherigen Namen bleibt oder ob die Universität eine neue Bezeichnung bekommt. Das hat am Mittwoch der Senat der 1771 gegründeten Hochschule einstimmig entschieden und ist damit der Empfehlung einer Arbeitsgruppe um den Historiker Professor Olaf Blaschke gefolgt.

Zu den beschlossenen Maßnahmen zählen Infotafeln zum deutschen Kaiser Wilhelm II. (1859-1941) am Schloss und in zentralen Gebäuden der Universität, die seit 1907 den Namen des Stifters trägt. Auch sollen die Erstsemester bereits bei der Begrüßung über den Namensgeber aufgeklärt werden. Öffentliche Diskussionsreihen und eine Ausstellung zur Universitätsgeschichte und zu Wilhelm II. sollen das Bild für eine Meinungsbildung abrunden.

Mit diesem Beschluss des 23-köpfigen Senats, dem neben Professoren auch Studierende sowie wissenschaftliche und nichtwissenschaftliche Mitarbeiter angehören, soll ein langer Streit an der Universität über den Namensgeber beendet werden. Studentenvertreter fordern seit Jahrzehnten eine Umbenennung. Bereits 1997 hatte der Senat dies allerdings abgelehnt. Nach neuesten Forschungsergebnissen wird Wilhelm II. aber als "überaus militaristisch und nationalistisch, antislawisch und geradezu obsessiv antisemitisch" angesehen, wie es in dem Abschlussbericht der Arbeitsgruppe an den Senat heißt.

Der deutsche Kaiser hatte 1902 die 1771 gegründete Universität Münster nach einer zwischenzeitlichen Herabstufung zur Akademie wieder in den Stand einer Universität erhoben. Auch andere Universitäten hadern mit der Geschichte ihrer Namenspatrone. 2018 hatte sich die Universität Greifswald von dem Namenszusatz "Ernst Moritz Arndt" getrennt.

dpa/kas