Hochschulstandort
Uni-Standorte Koblenz und Landau werden getrennt

In ein paar Jahren wird es die Universitäten Koblenz und Landau-Kaiserslautern geben. Der derzeitige Zusammenschluss wird aufgehoben.

12.02.2019

Die Universitäts-Standorte Koblenz und Landau gehen künftig getrennte Wege. Vorgesehen ist ein dann selbstständiger Standort Koblenz und eine Fusion des Standortes Landau mit der nur knapp 60 Kilometer entfernten Technischen Universität (TU) Kaiserslautern, wie das Wissenschaftsministerium am Dienstag mitteilte. Die Umstrukturierung solle bis zum 1. Oktober 2022 vollzogen werden. Der Ministerrat habe dem Vorschlag von Minister Konrad Wolf (SPD) zugestimmt.

Die zentrale Verwaltung der bisherigen Uni Koblenz-Landau soll den Plänen zufolge bis 2024 von Mainz nach Koblenz beziehungsweise Landau umsiedeln. Allen Mitarbeitern sollen "gleichwertige Arbeitsplätze" im Landesdienst in Mainz angeboten werden.

Ziel der neuen Struktur ist es Wissenschaftsminister Konrad Wolf (SPD) zufolge, die Hochschulen mehr in ihren Regionen zu verankern und Profile zu schärfen. Das Ministerium folgte damit in einem wesentlichen Punkt den im Frühjahr 2018 vorgelegten Empfehlungen einer Expertenkommission.

"Standorte haben sich unterschiedlich entwickelt"

Wolf sagte, Landau und Koblenz hätten sich schon seit Mitte der 1990er Jahre sehr unterschiedlich entwickelt, der Austausch sei begrenzt gewesen. Eine ortsnähere Verwaltung erlaube künftig eine stärkere Betreuung der Entwicklungsprozesse und damit mehr Dynamik. Nun starte mit der Umstrukturierung ein anspruchsvoller Prozess, den solle auch ein externer Beirat begleiten.

Für die Kernkosten der neuen Organisation veranschlagt Wolf geschätzt acht Millionen Euro, weitere Mittel seien für die Profilbildung der einzelnen Standorte nötig. Der Minister betonte: "Das Hochschulzukunftsprogramm ist keinesfalls ein Sparprogramm."

Die Präsidentin der Uni Koblenz-Landau, May-Britt Kallenrode, sagte: "Niemand begrüßt gerne seine Selbstauflösung." Gleichwohl sehe man aber künftige Vorteile für die einzelnen akademischen Standorte. Wichtig sei, dass endlich eine Entscheidung getroffen worden sei. Die vergangenen Monate seien "extrem lähmend" gewesen.

Ähnlich äußerte sich der Präsident der TU Kaiserslautern, Helmut Schmidt. Er sprach von einem "Damoklesschwert", das zuletzt über den Standorten geschwebt habe. An der TU studieren rund 10.000 Menschen, hinzu kommen etwa 4400 Fernstudierende.

Synergien schaffen

Doch wie können neue Profile für Koblenz und die Kombination Kaiserslautern-Landau aussehen? Holger Burckhart, der die Expertenkommission leitete, kann sich in der Pfalz beispielsweise eine gesellschaftskritische Begleitforschung zur in Kaiserslautern starken Künstlichen Intelligenz vorstellen. Universitäts-Präsidentin Kallenrode hält in Koblenz neue Kombinationsfächer für denkbar etwa an der Schnittstelle von Sozialwissenschaften und Informatik.

Zudem sei gemeinsam mit der Hochschule Koblenz der Ausbau des Bereichs Wasser denkbar, sagte Kallenrode. In der Rhein-Mosel-Stadt sitzt auch die Bundesanstalt für Gewässerkunde. Ein Lehramtsstudium soll Wolf zufolge weiter in Koblenz und Landau möglich sein. Denn die Lehre sei eines der wichtigesten Themen der kommenden Dekade.

Auf landespolitischer Ebene löste die Entscheidung unterschiedliche Reaktionen aus. Die hochschulpolitische Sprecherin der CDU-Fraktion, Marion Schneid, monierte, normalerweise stehe erst ein Konzept samt der zugehörigen Kosten, bevor eine solche Entscheidung zur Struktur getroffen werde. Dem widersprach Burckhart. Ein inhaltliches Konzept dürfe nicht im Ministerium, sondern müssen von Hochschulen und externen Fachleuten entwickelt werden. Die Politik habe als Geldgeber aber durchaus das Recht, Richtungsentscheidungen zur Struktur zu treffen.

Kritik kam von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW). Sie bezeichnete die Pläne als schwer nachvollziehbar und nicht ausreichend durchdacht, was Chancen und Risiken betreffe. Die Gewerkschaft sieht die Gefahr, dass sich die Lehramtsausbildung verschlechtere. Die LandesAStenKonferenz (LAK) kritisierte, der Prozess bis zur Entscheidung sei intransparent gewesen. Eine positive Trendwende für die Hochschullandschaft werde so nicht erreicht.

Minister Wolf betonte indes, er habe nach dem Bericht der Expertenkommission viele Szenarien geprüft und Gespräche geführt. "Diese Entscheidung haben wir uns selbstverständlich nicht leicht gemacht."

aktualisiert: 18.2.19, 14:45 Uhr

dpa