Ein weißer Arztkittel und ein rotes Stethoskop hängen an einem Garderobenständer.
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Widerruf von Studienplatz-Zusagen
Uni und Land nach falschen Zulassungen unter Druck

Die Uni Frankfurt musste Hunderte Zusagen für ein Medizinstudium zurücknehmen. Die Suche nach Lösungen für die Betroffenen läuft unter Hochdruck.

31.08.2022

Nach dem Widerruf von 282 Studienplatz-Zusagen geraten die Goethe-Universität in Frankfurt am Main und das Land Hessen unter Druck. Die SPD-Landtagsfraktion forderte am Mittwoch eine Entschuldigung, finanzielle Entschädigung und einen Plan, wie die Betroffenen doch noch einen Studienplatz für Medizin oder Zahnmedizin bekommen können.

Die Betroffenen seien durch die Panne komplett aus dem bundesweiten Vergabesystem herausgefallen – sie hätten keine Chance mehr, als Nachrücker in einer anderen Stadt einen Studienplatz zu bekommen. Das hessische Wissenschaftsministerium müsse gemeinsam mit der Stiftung für Hochschulzulassung alle rechtlichen Ansprüche der Betroffenen wiederherstellen – insbesondere mit Blick auf deren Position auf der bundesweiten Warteliste.

Die Goethe-Universität hatte durch einen Übermittlungsfehler zu viele Nachrückerplätze an die Stiftung für Hochschulzulassung gemeldet. Die Stiftung vergibt bundesweit die Studienplätze in diesen Fächern. Damit bekamen 251 Bewerber für Medizin und 31 Bewerber für Zahnmedizin eine Zusage, die später per Rücknahmebescheid widerrufen wurde.

Eine Betroffene hat eine Online-Petition gestartet. "Uns wurde der Boden unter den Füßen weggerissen", heißt es in dem Aufruf, den bis Mittwochnachmittag mehr als 23.000 Menschen unterzeichnet haben. Die Initiatorin der Petition beklagt, dass die Betroffenen am Freitagabend erst nach der Presse informiert wurden und bis Montag kein Ansprechpartner zur Verfügung stand. In der Petition wird gefordert, "dass umgehend weitere Studienplätze für die bereits fehlerhaft erfolgten Zulassungen geschaffen werden".

Uni und Ministerium suchen nach Lösungen

Ein Sprecher der Universität sagte der dpa: "Es tut uns wirklich leid. Wir tun alles, was in unserer Macht steht, um den Betroffenen zu helfen. Wir arbeiten mit Hochdruck mit der Politik und der Stiftung für Hochschulzulassung an einer Lösung."

Der Fehler der Universität sei "ein sehr schwerwiegender Vorgang mit teils weitreichenden Folgen", hieß es im Wissenschaftsministerium. Da die Hochschule die Zulassung eigenverantwortlich durchführe, sei sie auch für die Konsequenzen verantwortlich. "Das Wissenschaftsministerium erwartet, dass die Hochschule ihre Prozesse insgesamt überprüft und die Stiftung Kontrollmechanismen einführt, damit solche Fehler für die Zukunft vermieden werden." Aktuell suche man mit der Stiftung und der Hochschule nach Lösungen.

Wie der Hessische Rundfunk (hr) berichtete, gab es an der Goethe-Universität schon einmal eine ähnliche Panne: Im Wintersemester 2013/14 wurden ebenfalls zu viele Medizinstudierende immatrikuliert. Damals war es dem Sprecher zufolge bei der Berechnung der einzelnen Quoten für die Zulassung zu einem Fehler gekommen. Dadurch seien 56 Studienplätze zu viel vergeben worden. Die Betroffenen duften damals "durch größte Anstrengungen vieler Beteiligter" ihr Studium antreten.

dpa/ckr