Diplomatie
Unipräsidentin wird neue US-Botschafterin in Deutschland
Seit über eineinhalb Jahren ist der Posten des amerikanischen Botschafters in Deutschland nicht besetzt. Am Dienstagnachmittag hat nun der US-Senat die nominierte Amy Gutmann mit einer Mehrheit von 54 zu 42 Stimmen bestätigt: Die Politikprofessorin und Universitätspräsidentin folgt auf Richard Grenell als Botschafterin der Vereinigten Staaten in Berlin und ist damit die erste Frau in diesem Amt.
Gutmann steht seit 2004 an der Spitze der University of Pennsylvania. Üblicherweise würden Botschafter entweder erfahrene Diplomaten, die sich in der Region gut auskennen, oder Großspender, die die jeweilige Präsidentschaftskampagne unterstützt hätten, berichtet das amerikanische Magazin "Politico". Gutmann sei weder noch. Allerdings zeichne sie sich durch ihre intellektuelle Tiefe aus. Ihre Expertise in der Demokratieforschung und der demokratischen Bildung sende ein deutliches Signal in die Welt.
Unter Obamas Präsidentschaft habe Gutmann die Bioethik-Kommission geleitet. Mit Biden sei sie über ihre Universität verbunden: Unter ihrer Präsidentschaft sei Biden etwa die Ehrendoktorwürde der University of Pennsylvania verliehen worden.
Blockade der Bestätigung wegen politischer Differenzen
Biden hatte Gutmann bereits im vergangenen Juli für den Posten als Botschafterin nominiert. Seitdem blockierten republikanische Senatoren ihre Bestätigung. Laut der Frankfurter Allgemeinen Zeitung war der Hintergrund der Blockade der Streit um Sanktionen gegen die Ostsee-Pipeline Nord Stream 2.
Gutmanns offizielle Akkreditierung als Botschafterin in Deutschland durch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier steht noch aus. Mit Deutschland ist Gutmann persönlich verbunden. Ihr jüdischer Vater floh 1934 mit seiner Familie vor dem Nazi-Regime aus Franken nach Indien, später siedelte er in die USA über, wo Amy Gutmann geboren wurde.
Gutmanns Vorgänger im Amt, Richard Grenell hatte im Juni 2020 gekündigt. Seither wird die diplomatische Vertretung von Geschäftsträgern geleitet. Wann Gutmann ihren Dienst in Berlin antrete sei noch unbekannt, wie die Süddeutsche Zeitung berichtet. Ihre Dienstzeit als Unipräsidentin ende im Juni und ihre Nachfolge beginne im Juli.
cpy