Campus der Uni Göttingen
picture alliance/dpa | Swen Pförtner

Niedersachsen
Unis brauchen Milliarden für Sanierung

Ein Gutachten hat den Sanierungsbedarf der niedersächsischen Hochschulen ermittelt. Die Uni Göttingen sieht den Forschungs-und Lehrbetrieb gefährdet.

24.07.2020

Um die Universitäten und Hochschulen in Niedersachsen angemessen sanieren, modernisieren und erweitern zu können, sind einem Gutachten der Landeshochschulkonferenz (LHK) zufolge 4,3 Milliarden Euro nötig. Das berichtet das Politikjournal "Rundblick Niedersachsen" am Mittwoch unter Berufung auf die noch unveröffentlichte Untersuchung. Ein sechsköpfiger Expertenrat aus Wissenschaftlern und Hochschulpraktikern benachbarter Bundesländer hatte demnach die hiesige Universitätslandschaft in den Blick genommen.

Die Summe ergab sich aus den Angaben der Hochschulen, welchen Sanierungsbedarf sie selbst sehen. Die größten Beträge entfallen laut Bericht auf die Uni Göttingen (872 Millionen), Uni Hannover (833 Millionen) und Uni Braunschweig (677 Millionen). Ohne Bestandserweiterungen ergebe sich allein für Sanierungen und Modernisierungen ein Gesamtbetrag von 3,1 Milliarden Euro.

"Die gemeldete Summe macht deutlich, dass der Sanierungsstau Ausmaße angenommen hat, der einen sicheren Forschungs- und Lehrbetrieb zunehmend in Frage stellen", teilte die Universität Göttingen auf Nachfrage von Forschung & Lehre mit. Haushaltsmittel der Universität könnten lediglich dazu dienen, "die allernötigsten Maßnahmen" durchzuführen. Dazu zählten etwa Brandschutzsanierungen. Geld für Modernisierungen und Erweiterungen von Labors, Praktikums- und Seminarräumen fehle. "Spürbare Einschränkungen" in Forschung und Lehre könne die Hochschule damit nicht ausschließen.

Ministerium verweist auf bundesweites Problem

Die Studienbedingungen verändern sich laut Gutachten stark: An der Uni Hildesheim sei zum Beispiel die zur Verfügung stehende Quadratmeterzahl je Student in den vergangenen zehn Jahren durchschnittlich von 6,9 auf 4,9 gesunken. Die Zahl der Beschäftigten sei in der Zeit um 60 Prozent und die der Studenten um 82 Prozent gestiegen.

Eine Sprecherin des Wissenschaftsministeriums sagte zu den Ergebnissen, dass die jährlichen Investitionen in die Hochschulen gesteigert werden sollten. Zu den für 2020 ursprünglich geplanten 156 Millionen Euro sollten über den Nachtragshaushalt 120 Millionen Euro für die energetische Sanierung hinzukommen. Der Sanierungsstau an Hochschulen sei ein bundesweites Phänomen.

Die Zusagen der Politik begrüßte die Universität Göttingen, betonte jedoch, dass diese bei weitem nicht reichten. "Wir hoffen darauf, dass das Land in den nächsten Jahren ihren akademischen Institutionen wieder eine höhere Priorität als gegenwärtig einräumt, um wettbewerbsfähig zu bleiben und auch im bundesdeutschen Vergleich nicht noch weiter zurückzufallen." Gerade in Krisenzeiten zeige sich, dass Investitionen in Bildung und Forschung Investitionen in die Zukunft seien.

Aktualisiert: 24.07.2020, zuerst veröffentlicht: 22.07.2020

kas/dpa