Landtagswahlen
Universitäten rufen zur Wahl auf
Universitäten sollten sich nach Ansicht des neuen Präsidenten der Friedrich-Schiller-Universität Jena (FSU), Andreas Marx, für Weltoffenheit einsetzen, aber nicht parteipolitisch positionieren: "Wir sind nur stark, wenn wir divers und bunt bleiben. Und da brauche ich mich nicht auf eine Parteiseite zu stellen." Aus Offenheit entstehe Kreativität und die schaffe wissenschaftliche Kraft und Werte für das Land.
Für Universitäten gilt ein Neutralitätsgebot. Im Vorfeld der Kommunal- und Landtagswahlen hatten sich Thüringer Hochschulen auch an Kampagnen beteiligt, die unter anderem Studierende aufriefen, sich an ihrem Studienort anzumelden, um dort wählen gehen zu können. Das war beispielsweise in der AfD auf Kritik gestoßen.
Sachsenweite Kampagne "#GehWählen"
Auch in Sachsen werden Studierende zur Nutzung ihres Wahlrechts aufgefordert: Die Universität Leipzig beteiligt sich an der sachsenweiten Kampagne "#GehWählen", die insbesondere jüngere Menschen zur demokratischen Teilhabe animieren will. Bei Wählerinnen und Wählern unter 30 Jahren sei die Wahlbeteiligung in den vergangenen Jahren besonders gering ausgefallen.
Dem fragilen Zustand der Demokratie sei nur mit bürgerlicher Einsatzbereitschaft beizukommen, betonte Politikwissenschaftler Jens Hacke in der August-Ausgabe von "Forschung & Lehre": "Die Existenz der Demokratie hängt vom Bekenntnis ihrer Bürgerinnen und Bürger zu den leitenden Prinzipien und zur demokratischen Lebensform ab, und der Wille zur Freiheit verlangt nach stetiger Aktualisierung", so Hacke.
Solidarität mit Professor nach Drohungen
Auf der Plattform X teilte die Universität Jena eine Solidaritätsbekundung für den Stiftungsdirektor der Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora, Jens-Christian Wagner. Der hatte nach einem Brief an Thüringer Wählerinnen und Wähler, in dem er vor der AfD warnte, Morddrohungen erhalten. Wagner führt auch den Lehrstuhl für Geschichte in Medien und Öffentlichkeit an der FSU.
In den vergangenen Monaten hatten Hochschulpräsidenten immer wieder berichtet, es gebe angesichts der politischen Lage in Thüringen Vorbehalte bei Bewerberinnen und Bewerbern. FSU-Präsident Marx, der erst Anfang August von der Universität Konstanz nach Jena kam, sagte, ihm sei das bisher nicht untergekommen. Jena habe eine große Strahlkraft und biete ein tolles Umfeld für Unternehmen. "Das muss so bleiben. Wenn das zerstört wird, dann geht auch viel an materiellen Werten kaputt."
Umfrage des ZDF-Politbarometers
In Thüringen liegt die AfD laut ZDF-Politbarometer bei 29 Prozent und damit klar auf dem ersten Platz vor der CDU mit 23 Prozent und dem Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) mit 18 Prozent. Die Linke, die in dem Bundesland mit Bodo Ramelow den Ministerpräsidenten stellt, steht bei 13 Prozent. Die SPD könnte 6 Prozent erhalten, die Grünen könnten mit 4 Prozent den Einzug in den Landtag verpassen.
In Sachsen liegt die CDU, die mit Michael Kretschmer den Regierungschef innehat, mit 33 Prozent deutlich vor der AfD mit 30 Prozent. Die Linke wäre laut der Umfrage mit 4 Prozent nicht im Landtag vertreten - die Grünen und die SPD kämen jeweils auf 6 Prozent. Das BSW steht in der Umfrage bei 12 Prozent.
dpa/hes