Ein Schüler zeigt im Unterricht auf
dpa

Kultusministerkonferenz
Vertrag für bessere Zusammenarbeit in Bildung beschlossen

Die Länder haben nach jahrelangen Diskussionen einen Vetrag zur Bildung beschlossen. Dem Philologenverband geht der nicht weit genug.

16.10.2020

Schulausbildung und Schulabschlüsse in Deutschland sollen in den kommenden Jahren deutlich vergleichbarer werden. Die Kultusminister der Länder (KMK) verständigten sich am Donnerstag nach jahrelangen Verhandlungen auf einen Vertrag für eine bessere Zusammenarbeit im deutschen Bildungssystem mit einheitlicheren Linien. Die Ministerinnen und Minister der 16 Länder beschlossen bei einer Videokonferenz eine entsprechende "Ländervereinbarung". Die rheinland-pfälzische Bildungsministerin und KMK-Präsidentin Stefanie Hubig (SPD) und die baden-württembergische Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) sprachen von einem "historischen Tag" für die Bildung in Deutschland.

Das Papier, das noch von den Ministerpräsidenten der Bundesländer unterzeichnet werden muss, soll das 56 Jahre alte "Hamburger Abkommen" zur "Vereinheitlichung auf dem Gebiete des Schulwesens" ablösen. Es beschreibt Grundsätze und Ziele der Zusammenarbeit der Länder. "Im Hamburger Abkommen" waren unter anderem gemeinsame Regeln der Länder zur gegenseitigen Anerkennung von Schulabschlüssen, zu Schulferien, den Schularten und der Anerkennung von Lehramtsabschlüssen festgelegt.

In der neuen Vereinbarung sichern sich die Länder unter anderem zu, "durch geeignete Maßnahmen" dafür zu sorgen, dass Schülerinnen und Schüler bei einem länderübergreifenden Schulwechsel "ihre Bildungslaufbahn bruchlos fortsetzen können". Ein wesentlicher Punkt sind die Abituraufgaben. Hier wollen sich die Länder dazu verpflichten, eine bestimmte Anzahl der Aufgaben aus einem gemeinsamen, länderübergreifenden Pool zu entnehmen.

Philologenverband fordert Nachbesserungen

Die Länder verpflichten sich dazu, dass ab 2023 die Hälfte der Aufgaben für die Abitur-Prüfungen in Deutsch, Mathematik, Englisch und Französisch aus gemeinsamen Aufgabenpools kommen soll. Das soll ab 2025 dann auch für Biologie, Chemie und Physik gelten. Solche gemeinsamen Aufgabenpools gibt es jetzt schon für Deutsch, Mathe, Englisch und Französisch. Allerdings gibt es bisher keine Pflicht, daraus auch Aufgaben zu verwenden.

Weil die Abitur-Note zu einem großen Teil von den Leistungen vor den eigentlichen Prüfungen abhängt, soll zudem bis 2023 eine genaue Anzahl "verpflichtend zu belegender und in die Gesamtqualifikation einzubringender Fächer einschließlich ihrer Gewichtung" festgelegt werden. "Wir wollen nicht, dass an einem Tag überall in Deutschland dasselbe Abitur geschrieben wird", sagte Hubig. Aber es gehe um mehr zentrale Elemente beim Abitur.

Eingerichtet werden soll außerdem eine "Ständige wissenschaftliche Kommission der Kultusministerkonferenz". Dieses in früheren Planungen auch "Bildungsrat" genannte Gremium soll die Länder in Fragen der Weiterentwicklung des Bildungswesens unter anderem mit Blick auf eine bessere Vergleichbarkeit beraten.

Die Bundesvorsitzende des Deutschen Philologenverbandes, Professorin Susanne Lin-Klitzing, sieht weiterhin Diskussionsbedarf. Der beschlossene Entwurf bedürfe deutlicher Veränderungen. Die Qualität der Bildung müsse über das beschlossene Maß hinaus gesichert werden. Dazu gehöre, dass Bundesländer, deren Schul- und Schülerleistungen kontinuierlich am unteren Ende der bundesdeutschen Rangskala lägen, sich verpflichteten, leistungssteigernde Maßnahmen der KMK anzunehmen und umzusetzen, teilte der Verband mit. Auch forderte die Vertretung von Lehrerinnen und Lehrern "klare, verbindliche Aussagen" für die Lehrerbildung, die Lehrerbedarfsplanung und die Lehrkräfteeinstellung.

dpa/kas