Foto von Karl Lauterbach
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Berufungsverfahren
Vorwürfe der Täuschung gegen Professor Karl Lauterbach

Hat Gesundheitsminister Karl Lauterbach in einem Berufungsverfahren falsche Angaben gemacht? Die Universität Tübingen soll die Vorgänge prüfen.

13.03.2023

Gegen Bundesgesundheitsminister Professor Karl Lauterbach stehen Vorwürfe im Raum, er habe 1995 bei einer Bewerbung um eine Professur an der Universität Tübingen falsche Angaben gemacht. Einem Bericht der "Welt am Sonntag" zufolge, der sich auf die noch vorhandenen Akten im Universitätsarchiv und die Aussagen mehrerer Personen beruft, gab der damals 32-Jährige an, Studienleiter eines Forschungsprojekts in Aachen zu sein. Einen Teil seiner dafür vom Gesundheitsministerium eingeworbenen Drittmittel könnte er mit nach Tübingen nehmen. Laut Bericht war Lauterbach jedoch nur Assistent in einem anderen Projekt und habe selbst keine Drittmittel eingeworben.

Zudem habe Lauterbach in seiner Bewerbung eine Studienmitleitung und ein Buchprojekt gelistet, für die er Fördermittel von zwei Stiftungen erhalten hätte. Laut "Welt am Sonntag" hat er die Fördersumme für das Studienprojekt jedoch nicht selbst eingeworben und das Geld für das Buch ist nicht geflossen, weil es nie fertig gestellt wurde.

Am Ende des Berufungsverfahrens mit den vermeintlich falschen Angaben habe Lauterbach einen Ruf der Uni Tübingen erhalten, jedoch abgelehnt. Auch mit der Universität Greifswald habe er Berufungsverhandlungen geführt. Schließlich habe er einen Ruf an die Universität zu Köln angenommen. Was Lauterbach dort für Angaben gemacht hat, ist unklar. Die Uni habe eine Bitte der "Welt am Sonntag" um Akteneinsicht abgelehnt.

Lauterbach kommentiert Täuschungsvorwürfe

"Den konkreten Fall kann ich nicht mehr rekonstruieren", erklärte Lauterbach am Sonntag gegenüber Ippen-Media. Für eine Berufung seien Drittmittel jedoch nicht entscheidend, sondern die Qualifikationen, so der SPD-Politiker. Ihm seien damals vier Professuren angeboten worden, den Ruf nach Köln habe er angenommen.

Der Verleger Thomas Kubo hat laut "Welt am Sonntag" vor zwei Wochen die Ombudspersonen der Universitäten Köln und Tübingen um eine Untersuchung der Vorwürfe gebeten. Über den Stand der Dinge gäben die Unis keine Auskunft.

ckr/dpa