Illustration und Symbolbild: Menschen mit Fernrohren auf bunten Pfeilen
mauritius images / Ikon Images / Andrew Baker

Neuer IPCC-Bericht
Klimarat legt Synthesebericht zu notwendigem Klimaschutz vor

Nach sechs Teilberichten hat der Weltklimarat nun den aktuellen Sachstand zusammengefasst. Der Report betont Herausforderungen, aber auch Chancen.

20.03.2023

Es hat mal wieder länger gedauert. Mit rund 48 Stunden Verspätung hat der Weltklimarat (IPCC) die einwöchigen Beratungen zu seinem neuesten Klimabericht beendet. Am Sonntagabend haben sich die Regierungsvertreter der 195 Mitgliedsländer schließlich auf ein Abschlussdokument geeinigt und den Bericht verabschiedet. Damit ist der inzwischen sechste Sachstandsbericht des Gremiums vollständig. Das Papier, das den Kenntnisstand der Wissenschaft über den Klimawandel und seine Folgen zusammenfasst, wurde am Montag in Interlaken in der Schweiz vorgestellt. Er ist Grundlage für die nächsten Klimagipfel und damit Basis für alle künftigen staatlichen Maßnahmen gegen den Klimawandel.

Seit dem letzten Sachstandsbericht aus dem Jahr 2014 hat der Weltklimarat jeweils drei Zwischen- und Sonderberichte veröffentlicht. Der neue Synthesebericht fasst die Kernaussagen dieser Reports zusammen: Der Klimawandel schreitet schneller voran als erwartet und trifft schon heute alle Menschen. Die bisherigen Maßnahmen zum Klimaschutz reichen nicht aus, um die Erderwärmung auf 1,5 Grad oder auf weniger als 2 Grad über dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen. Ärmere Länder sind stärker von Klimafolgen wie Dürren, Hitzewellen und Überschwemmungen betroffen und brauchen mehr finanzielle Unterstützung, um sich gegen sie zu wappnen und Emissionen zu vermeiden.

Deutlicher als bisher sollte der jüngste Bericht dies formulieren, so das erklärte Ziel vor den Verhandlungen. Dass diese sich nun wie bereits bei den Beratungen der letzten Reports hinzogen, zeigt, wie schwer eine politische Einigung auf die formulierten Ziele ist. Als Kernsatz veröffentlichte das Gremium nun: "Es gibt mehrere, praktikable und effektive Optionen, um die Treibhausgasemissionen zu reduzieren und sich an den menschengemachten Klimawandel anzupassen, und diese sind bereits verfügbar." Der Klimarat betont damit, dass es mehr als nur einen Weg aus der Klimakrise gibt und zugleich, dass es keinen Grund gibt, länger mit dem Handeln zu warten.

Klimarat nimmt Anreize für Klimaschutz in den Blick

Neben der bis dato immer wieder klar formulierten Dringlichkeit, mit der die Menschheit sich dem Klimawandel stellen muss, um Verluste und Kosten zu vermeiden, schlägt der Report aber auch andere Töne an: So ist an mehreren Stellen die Rede von den breiteren Vorteilen von Klimaschutz und -resilienz, zum Beispiel für die Gesundheit und Lebensqualität, und davon, wie erstrebenswert eine "gerechte, lebenswerte nachhaltige Zukunft für alle" sei. Um dies zu erreichen, müsse aber jetzt gehandelt werden. "In diesem Jahrzehnt sind beschleunigte Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel unerlässlich, um die Lücke zwischen den vorhandenen und benötigten Anpassungen zu schließen", schreibt der IPCC etwa.

Dafür seien auch deutlich mehr finanzielle Mittel nötig. Bei den Investitionen in Klimaresilienz seien vor allem Regierungen gefragt, aber auch Investoren, Zentralbanken und Finanzaufsichtsbehörden. Wichtig sei hierbei vor allem ein koordiniertes und effektives Vorgehen. Auch geeignete Technologien, Wissen und Strategien seien vorhanden, sie müssten aber ebenfalls effektiver umgesetzt werden.

"Der Bericht kann als Botschaft der Hoffnung verstanden werden", erklärte der IPCC-Vorsitzende Hoesung Lee bei der Vorstellung am Montag. "Wir haben die Werkzeuge, um die Klimaprobleme zu lösen." Als Beispiel nannte er, dass die Wirtschaft in der Lage sei, deutlich energiesparender zu produzieren. "Es gibt Lösungen in allen Sektoren, es braucht aber großen Gestaltungswillen, gemeinsames Handeln und massive Investitionen, um das zu schaffen", sagte auch Elmar Kriegler vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, der an mehreren IPCC-Berichten mitgearbeitet hat.

Der Weltklimarat IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change) ist eine zwischenstaatliche Einrichtung. Er beauftragt die Wissenschaft, etwa alle fünf bis sieben Jahre sämtliche Erkenntnisse zum Klimawandel zusammenzutragen. Am aktuellen Synthesebericht haben 93 Autorinnen und Autoren mitgewirkt, am sechsten Sachstandsbericht insgesamt mehrere Hundert Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Die Arbeit am nächsten Bericht beginnt bereits im Sommer.

zuletzt aktualisiert am 20.03.2023 um 14.51 Uhr, zuerst veröffentlicht um 14.00 Uhr

ckr/dpa