Puzzle der EU und Großbritanniens, das den Brexit illustriert.
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Großbritannien
Weniger EU-Studierende an britischen Unis

Der Brexit hat Folgen: Es studieren weniger EU-Bürger an britischen Universitäten. Darunter leiden die Diversität und die Finanzierung.

27.01.2022

Universitäten in Großbritannien haben 2021 rund 50 Prozent weniger Studierende aus der Europäischen Union (EU) angenommen als im Vorjahr. An manchen britischen Universitäten sind die Zulassungen von EU-Studierenden sogar um 90 Prozent gesunken, dutzende Universitäten verzeichnen einen Rückgang von mehr als 75 Prozent, wie "Times Higher Education" (THE) mit Verweis auf aktuelle Zahlen der britischen Studienplatzvergabestelle UCAS berichtet.

Der Rückgang liegt darin begründet, dass auch die Zahl der Bewerberinnen und Bewerber aus EU-Ländern rückläufig ist: Für ein Bachelorstudium in Großbritannien haben sich 2021 laut der Statistik 40 Prozent weniger Studieninteressierte aus der EU beworben als noch 2020. Aus Deutschland waren es mit rund 65 Prozent (2.145 Bewerbungen gegenüber 3.285 in 2020) noch mehr Bewerbungen als im EU-Durchschnitt, wie die UCAS-Zahlen zeigen. "THE" weist darauf hin, dass der Rückgang in osteuropäischen Ländern noch deutlicher ist: Aus Polen kamen 2021 etwa nur noch 28 Prozent der Bewerbungen des Vorjahres (1.365 statt 4.895) und aus der Slowakei nur 26 Prozent (270 statt 1.035).

Hintergrund und Folgen des Rückgangs

Aufgrund des Brexits müssen Studierende aus der EU in Großbritannien deutlich höhere Studiengebühren zahlen und können nicht mehr auf staatlich finanzierte Kredite zurückgreifen. Einige Universitäten haben laut "THE" versucht, dies durch Stipendien auszugleichen, aber die UCAS Daten zeigten, dass alle Universitäten dennoch weniger EU-Studierende zugelassen haben.

Der Rückgang EU-Studierender unterscheide sich von Universität zu Universität. Besonders betroffen seien Universitäten, die nach 1992 gegründet wurden. Der Rückgang sei deutlicher bei Einrichtungen zu spüren, deren EU-Studierende bisher hauptsächlich aus osteuropäischen Ländern stammten, da die Anzahl der Bewerbungen um Studienplätze dort besonders gesunken ist.

Einige britische Universitäten glichen den Rückgang an Bewerbungen aus der EU dadurch aus, dass sie verstärkt britische Bewerberinnen und Bewerber zuließen. Das ist laut "THE" allerdings für die Universitäten nicht gleichwertig, da etwa die Diversität auf dem Campus leide. Außerdem sei die Situation ein Finanzierungsproblem: Anders als Master-Studiengebühren und Kosten für internationale Studierende seien Bachelor-Studiengebühren für Britinnen und Briten gedeckelt, so dass diese Studienplätze geringere Einnahmen generierten. Durch die Inflation sinke der reale Wert der Gebühren zusätzlich, so dass es sich immer weniger lohne, britische Bachelor-Studierende anzunehmen. 

cpy