picture alliance / imageBROKER | Thomas Robbin

Forschungsförderung
Werden die reichen Unis reicher?

Hat die Exzellenzinitiative die finanzielle Ungleichheit zwischen Universitäten vergrößert? Eine neu veröffentlichte Studie hat dies untersucht.

29.04.2021

Mit der "Exzellenzinitiative des Bundes und der Länder zur Förderung von Wissenschaft und Forschung an deutschen Hochschulen" (EI) wurden von 2006 bis 2017 herausragende Forschungseinrichtungen finanziell mit insgesamt 4,6 Milliarden Euro gefördert. Seit 2019 läuft das Fortsetzungsprogramm, die "Exzellenzstrategie". Die Exzellenzinitiative sollte das Hochschulsystem in Deutschland durch Eliteeinrichtungen ergänzen, um im internationalen Wettbewerb besser mithalten zu können.

Innerhalb der Exzellenzinitiative gab es drei Förderlinien: Graduiertenschulen, Exzellenzcluster und Zukunftskonzepte. Am finanziell lukrativsten war dabei die Förderlinie Zukunftskonzepte. Bewarb sich eine Universität in allen drei Förderlinien erfolgreich, bekam sie den Titel "Exzellenzuniversität".

In einer Studie haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universitäten Mannheim und München nun untersucht, ob die Exzellenzinitiative die finanziellen Unterschiede zwischen drei Gruppen von Universitäten noch vergrößert habe: Exzellenzuniversitäten, Universitäten, die in mindestens einer der drei Förderlinien der EI gefördert wurden und Universitäten, die nicht durch EI gefördert wurden. Die Forschenden analysierten, ob der sogenannte Matthäus-Effekt eintritt, wonach Erfolge in der EI-Bewerbung weitere erfolgreich eingeworbene Drittmittel mit sich bringen. Dies würde bedeuten, dass Nicht-Exzellenzuniversitäten national und international immer weniger konkurrenzfähig wären.

Über einen Zeitraum von 15 Jahren analysierten die Studienautoren die Drittmittelgewinnung von 78 Universitäten. Sie stellten fest, dass die Exzellenzinitiative bereits bestehende Unterschiede im erfolgreichen Einwerben von Drittmitteln zwischen den Einrichtungen einmalig verstärkt hatte. Die Summe der Drittmittel der Exzellenzuniversitäten machte dadurch zu Beginn des Förderprogramms einen Sprung, entwickelte sich im Anschluss aber weiter entsprechend des vorherigen Wachstums, das mit den anderen Gruppen vergleichbar war (Niveaueffekt). Es kam nicht zum Matthäus-Effekt einer sich verselbstständigenden Entwicklung, die immer mehr Fördergelder für die Exzellenzuniversitäten bedeuten würde. Wenn die Anzahl der Professorinnen und Professoren der Universitäten miteinbezogen würde, verschwänden die genannten Vorsprünge bei der Drittmitteleinwerbung. Verglichen mit den anderen Gruppen beschäftigten Exzellenzuniversitäten eine größere Anzahl an Professorinnen und Professoren und Studierenden, was auch die höheren eingeworbenen Drittmittel begründe.

Des Weiteren beleuchtete die Studie die Frage nach der geografischen Konzentration der erfolgreichen Exzellenzuniversitäten. Die Forschenden stellten keinen bedeutenden Unterschied in der Drittmitteleinwerbung zwischen dem Westen und Osten der Bundesrepublik fest, zumindest nicht, wenn wiederum die Anzahl Professorinnen und Professoren der Universitäten berücksichtigt werde. Allerdings wurde bemerkt, dass die Exzellenzuniversitäten in den MINT-Fächern eine überproportionale Menge an Drittmitteln erhielten, verglichen mit den beiden anderen Gruppen von Universitäten.

cpy