Das Fürstbischöfliche Schloss von Münster, hauptgebäude der Universität Münster.
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Umbenennung
Westfälische Wilhelms-Universität ändert Namen

Die Universität Münster möchte sich nicht länger in ihrem Namen auf Kaiser Wilhelm II. berufen. So hat es der Senat der Hochschule entschieden.

05.04.2023

Der Senat der Westfälischen Wilhelms-Universität (WWU) Münster hat sich mit deutlicher Mehrheit für die Umbenennung der Hochschule ausgesprochen. Namensgeber Kaiser Wilhelm II. (1859-1941) soll gestrichen werden. Dafür haben sich am Mittwoch 20 Senatsmitglieder ausgesprochen, wie die Uni nach der Sitzung mitteilte. Es gab eine Gegenstimme, zwei Senatsmitglieder nahmen nicht an der Sitzung teil. Damit ist die nötige Zweidrittelmehrheit erreicht. Wenn das Land Nordrhein-Westfalen der Änderung der Grundordnung der Uni zustimmt, tritt die Namensänderung ab dem 1. Oktober inkraft. Die Hochschule heißt dann Universität Münster.

"Die schlichte Bezeichnung Universität Münster steht für unser Profil: Sie ist eine Referenz an unsere erstmalige Gründung. Der Lehrbetrieb wurde 1773, also lange vor Wilhelm II. und der zeitweiligen Funktion als westfälischer Landesuniversität, aufgenommen. Zugleich positionieren wir uns als Hochschule, die gleichermaßen für die Region steht als auch in Deutschland, Europa und darüber hinaus wirkt", sagte der Senatsvorsitzende Professor Hinnerk Wißmann nach der Entscheidung laut Mitteilung. Verschiedene Gruppen aus dem Umfeld der Uni hatten sich in den vergangenen Wochen dafür ausgesprochen, zumindest den Zusatz Westfälisch beizubehalten. Wißmann bekräftigte gegenüber Journalisten am Mittwochabend die Entscheidung. "Die Abwägung war richtig. Wir sind keine westfälische Universität. Die Bezeichnung wäre zu viel und zu wenig zugleich. Es gibt in Westfalen mehrere Unis. Deshalb können wir das nicht für uns beanspruchen", erklärte der Senatsvorsitzende. Und der Anspruch der Uni gehe über die Grenzen Westfalens hinaus.

Prozess der Umbenennung der Hochschule

"Die Universität hat sich auf beeindruckende Weise über mehrere Jahre intensiv mit ihrem Namensgeber beschäftigt. Das heutige Votum ist mit Blick auf die neuesten historischen Erkenntnisse konsequent und eindeutig", sagte Rektor Professor Johannes Wessels. Den Prozess angestoßen hatten Studierende im Jahr 2018. Eine Arbeitsgruppe unter der Leitung von Historikerinnen und Historikern hatte daraufhin 2020 eine Diskussionsgrundlage erarbeitet. Wilhelm II. wird demnach nach neuesten Forschungsergebnissen als "überaus militaristisch und nationalistisch, antislawisch und geradezu obsessiv antisemitisch" angesehen. Er hatte von sich aus keinen Wert auf eine Verbindung zu der Hochschule in Münster gelegt.

Die Umsetzung des neuen Namens bis zum Start des Wintersemesters am 1. Oktober sei sportlich, so Wessels. Verträge müssten angepasst werden, neue Dienstsiegel angefertigt werden: Wessels sprach von einer Kraftanstrengung. Gleichzeitig werde die Uni kein Geld verschwenden. Materialien wie Rucksäcke mit dem noch gültigen Kürzel WWU würden jetzt aufgebraucht und auch noch zum Wintersemester an Erstsemester verteilt. Nichts werde vernichtet, sagte der Rektor.

Aktuell sind an der 1771 als Universität Münster gegründeten Hochschule knapp 46.000 Studierende eingeschrieben. Damit zählt sie zu den größten in Deutschland. Der deutsche Kaiser hatte die Uni 1902 nach einer zwischenzeitlichen Herabstufung zur Akademie wieder in den Stand einer Universität erhoben. Den Namen des Stifters trägt die Uni seit 1907.

aktualisiert am 06.04.2023 um 11.18 Uhr, zuerst veröffentlicht am 05.04.2023

dpa/cpy