Gebäude der Central European University

Ungarn
Widerstand gegen geplantes Verbot von Gender Studies

Die ungarische Regierung will Gender Studies von den Lehrplänen streichen. Die Vereinigung europäischer Universitäten verurteilt das Vorhaben.

24.08.2018

Die European University Association (EUA) hat an die ungarische Regierung appelliert. Diese solle ihr Verbot der Gender Studies zurückzuziehen. Es würde einen bisher nie dagewesenen Einschnitt in die europäische Wissenschaftsfreiheit und die Autonomie der Hochschulen bedeuten.

"Gender Studies sind ein erfolgreich etablierter Studiengang, der an den renommiertesten Einrichtungen in der ganzen Welt gelehrt wird. Absolventen und die Gesellschaft als ganzes profitieren davon", teilte die Universitätsvereinigung mit.

Die ungarische Regierung will den Studiengang laut eigenen Angaben aus der Liste der akkreditieren Studiengänge streichen, weil er überflüssig sei. Absolventinnen und Absolventen seien auf dem Arbeitsmarkt nicht gefragt. Der Grund gilt laut Mitteilung der EUA als vorgeschoben. Davon abgesehen seien die Absolventen durchaus erfolgreich, teilte die Central European University (CEU) mit. Neben der Eötvös Loránd University (ELTE) ist sie eine der Universitäten, an denen der Studiengang Gender Studies angeboten wird.

Es ist laut EUA unklar, ob die Regierung schon eine Entscheidung getroffen hat. Sie wird jederzeit erwartet. Kommt es zu dem Beschluss, könnten Studierende ihr Studium zwar noch abschließen, neue Einschreibungen seien nicht mehr möglich.

Geplantes Verbot löst weltweite Debatte aus

Das angekündigte Verbot der Gender Studies sei von einer neuen Dimension, so die EUA. In der Vergangenheit habe die ungarische Regierung alle Universitäten über Vorhaben, wie die Streichung eines Studiengangs, informiert. Jetzt sei nur die Nationale Hochschulrektorenkonferenz benachrichtigt worden. Die Universitäten hatten lediglich 24 Stunden Zeit, sich zu der Entscheidung zu äußern.

Die EUA habe Zuschriften für den Erhalt der Gender Studies aus aller Welt bekommen, von Universitäten, Vereinigungen und einzelnen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern. Auch auf Twitter hat der Vorstoß der ungarischen Regierung eine breite Debatte ausgelöst. Dabei wird auch die große Kluft zwischen Befürwortern und Kritikern der Gender Studies deutlich.



CEU setzt sich für Erhalt der Gender Studies ein

"Die Abschaffung der Gender Studies wäre ein harter Schlag für unsere Universität", schreibt die CEU auf ihrer Website. "Es würde die Interessen des ungarischen Hochschulwesens verletzten, ungarische Forschende und Lehrende von internationalen Kontakten abschotten und dem Ansehen unseres Landes schaden."

Die Hochschule versucht, das Schlimmste zu verhindern. Auf ihrer Website erklärt die CEU ausführlich, was den Studiengang Gender Studies ausmacht und ruft Studierende explizit dazu auf, sich für den Studiengang zu bewerben. "Unsere Fakultät freut sich darauf, Studenten und Studieninteressierte im September zu einem neuen akademischen Jahr zu begrüßen", schreibt sie in teils gefetteten Buchstaben. Auf der Seite der ELTE sind solche Informationen nicht zu finden.


kas