US-Päsident Joe Biden unterzeichnet ein Dokument, während sein wissenschaftlicher Berater Eric Lander hinter ihm steht
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USA
Wie die Wissenschaft Bidens Politik bewertet

US-Wissenschaftler ziehen über Präsident Bidens erstes Amtsjahr eine gemischte Bilanz. Die Richtung stimme, doch die Umsetzung sei unvollständig.

25.01.2022

Bei seinem Amtsantritt vor rund einem Jahr versprach US-Präsident Joe Biden, seine Politik wissenschafts- und evidenzbasiert auszurichten. Dieses Versprechen habe er bislang weitgehend gehalten, sagten zahlreiche Wissenschaflerinnen und Wissenschaftler gegenüber der Fachzeitschrift "Nature". Seine Regierung habe aber nicht immer sinnvoll oder schnell genug gehandelt.

Positiv bewerteten die Wissenschaftler und Wissenschaftler dem Bericht zufolge, dass Biden seinen wissenschaftlichen Berater, Eric Lander, ins Weiße Haus geholt und dass er viele wissenschaftsfeindliche Regeln seines Vorgängers rückgängig gemacht habe. Biden habe auch seine Ankündigung, Trumps massivem Stellenabbau in staatlichen Behörden durch Neueinstellungen zu begegnen, in einigen Behörden gut umgesetzt, beispielsweise in den Centers for Disease Control and Prevention (CDC) und der Food and Drug Administration (FDA). Andere, wie die Umweltbehörde EPA, hätten hingegen trotz Fortschritten immer noch zu wenig Personal.

Anders als sein Vorgänger Donald Trump nehme Biden beispielsweise auch die Corona-Krise und den Klimawandel ernst und seine Regierung höre auf den Rat der Wissenschaft. Kritiker sehen dabei jedoch eine Verwischung der Grenzen zwischen Politik und Wissenschaft, andere kritisieren, dass in der Politikberatung nicht alle Fachbereiche gleichermaßen gehört würden. Aus wissenschaftlichen Erkenntnissen abgeleitete Maßnahmen seien in der Corona-Pandemie seitens der Politik auch mehrfach schlecht kommuniziert worden.

Fehler, Hindernisse und ungelöste Aufgaben

Insgesamt seien unter Biden zu vielen Themen gutgemeinte Maßnahmen geplant oder in die Wege geleitet worden, aber es seien auch Fehler gemacht worden und es bleibe noch enorm viel zu tun. Das weitreichende öffentliche Misstrauen in die Regierung, Fehlinformationen und die politische Opposition hätten große Sprünge, etwa in der Pandemie- und Klimapolitik, bislang verhindert.

Der Bericht verweist auch auf eine Task Force, die Biden frühzeitig im Amt ins Leben gerufen habe, um die wissenschaftliche Integrität in staatlichen Behörden und in der Regierung zu prüfen und so gegen das Misstrauen in den Staat anzukämpfen. Der geforderte Bericht der Task Force habe sich monatelang verzögert, liege inzwischen aber vor und habe schwere Verstöße aufgedeckt, die nun aufgearbeitet werden müssten.

Eine Bilanz im "Discover"-Magazin listet ähnlich langsame Fortschritte während Bidens erstem Amtsjahr auf. Bereits im Mai habe er beispielsweise beantragt, das Budget für Forschung und Entwicklung um neun Prozent zu erhöhen. Während der Verhandlungen sei dieser Aufschlag jedoch deutlich gekürzt worden, eine Entscheidung stehe noch aus.

Ein Meinungsartikel in der Zeitung "The Hill" konstatierte vergangene Woche, dass Biden mit seiner bisherigen Arbeitsgeschwindigkeit noch 36 Jahre brauchen würde, um alle wissenschaftsfeindlichen Aktionen seines Vorgängers rückgängig zu machen.

ckr