Außenansicht der Kölner Hauptbahnhofs mit Passanten, Symbolbild für deutsche Bevölkerung
picture alliance / Geisler-Fotopress | Christoph Hardt/Geisler-Fotopress

Wissenschaftsbarometer 2024
Wie glaubwürdig die Wissenschaft in Deutschland ist

Die deutsche Bevölkerung vertraut Forscherinnen und Forschern. Erstmalig fragt das "Wissenschaftsbarometer" auch nach der Freiheit der Wissenschaft.

06.11.2024

Weniger Menschen in Deutschland haben das Gefühl, gut über Wissenschaft und Forschung informiert zu sein: Das hat das "Wissenschaftsbarometer 2024" ergeben, das die Organisation "Wissenschaft im Dialog" (WiD) am Mittwoch veröffentlicht hat. Nachdem sich im Vorjahr noch 39 Prozent der Befragten "auf dem Laufenden" fühlten bei wissenschaftlichen Neuigkeiten, seien es in diesem Jahr nur noch 30 Prozent gewesen, so das Ergebnis der repräsentativen Befragung. Die jährliche Meinungsumfrage liefert Zahlen zum Verhältnis von Bürgerinnen und Bürgern zur Wissenschaft. Standardmäßig wird das Vertrauen in Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler abgefragt, in diesem Jahr wurden erstmals auch Einschätzungen zum Stand der Wissenschaftsfreiheit eingeholt.

Der Teil der Befragten, die Wissenschaft und Forschung vertrauen, ist im Vergleich zum Vorjahr mit 55 Prozent nur minimal geschrumpft, so das "Wissenschaftsbarometer". Je nach Themengebiet schwanke der Glauben an die Richtigkeit der Forschungsergebnisse aber: So sei das Vertrauen der Menschen in wissenschaftliche Aussagen zu erneuerbaren Energien und zum Klimawandel deutlich gestiegen. Im Jahr 2016 hätten lediglich 39 Prozent der Teilnehmenden angegeben, dass sie wissenschaftlichen Aussagen zum menschengemachten Klimawandel eher oder voll und ganz vertrauen. In der aktuellen Umfrage seien dies mit 59 Prozent deutlich mehr. Hinsichtlich erneuerbarer Energien seien die Anteile von 53 auf 66 Prozent gestiegen.

Auch scheint sich das allgemeine Vertrauen in die Wissenschaft je nach formalem Bildungsniveau unterschiedlich entwickelt zu haben: Der Prozentsatz der Befragten mit hohem und mittlerem Bildungsniveau, der der Wissenschaft vertraute, sei 2024 im Vergleich zum Vorjahr um vier beziehungsweise sechs Prozentpunkte gesunken. Derweil sei der Anteil der Menschen mit niedrigem Bildungsniveau und Vertrauen in Wissenschaft und Forschung um neun Prozentpunkte gestiegen. Verglichen mit den Befragten mit mittleren (46 Prozent) und niedrigem Bildungsniveau (40 Prozent) hätten trotzdem deutlich mehr Menschen mit hohem formalen Bildungsniveau Vertrauen in die Wissenschaft (75 Prozent).

Wie schätzen die Deutschen die Lage der Wissenschaftsfreiheit ein?

Zum ersten Mal seit Beginn der Erhebungen im Jahr 2014 wurde auch die Einschätzung der Bevölkerung zur Wissenschaftsfreiheit in Deutschland abgefragt. Ein großer Teil der Befragten (45 Prozent) halte die Wissenschaftsfreiheit für gegeben. Ein fast gleichhoher Prozentsatz (39 Prozent) habe allerdings angegeben, dass sie nur "teils, teils" gelte. Gefährdungen für die Wissenschaftsfreiheit sehen die Umfrage-Beteiligten laut "Wissenschaftsbarometer" beispielsweise dadurch, dass Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler für ihre Forschung angegriffen werden, etwa in sozialen Medien. Dieser Möglichkeit stimmten 69 Prozent zu beziehungsweise eher zu.

Der Einfluss von Wirtschaft und Politik auf die Wissenschaft sei der Mehrheit der Befragten (67 und 57 Prozent) zu hoch. Diese Anteile haben sich der Umfrage zufolge im Vergleich zu 2021 deutlich erhöht, als noch 60 und 49 Prozent der Teilnehmenden diesen Eindruck hatten. Entsprechend hätten mit 62 Prozent auch mehr Menschen als in den Vorjahren (2023: 54 Prozent, 2022: 56 Prozent) der Aussage zugestimmt, dass Forschende aufgrund ihrer starken Abhängigkeit von Geldgebern nicht vertrauenswürdig seien.

Das "Wissenschaftsbarometer 2024" ist die zehnjährige Ausgabe der Befragung. Einige Aspekte werden seit Beginn der Erhebungen abgefragt und erlauben einen langfristigen Vergleich. Für das diesjährige Barometer wurden etwa 1.000 Menschen ab 14 Jahren Ende Juli 2024 befragt.

cpy