Eine Frau sitzt in einem dunklen Raum vor einem Mikroskop
dpa

Max-Delbrück-Centrum
Wissenschaftler soll Frauen über Jahre sexuell belästigt haben

Ein Forscher am Max-Delbrück-Centrum soll drei Frauen jahrelang sexuell belästigt haben. Die Betroffenen vermissten jede Unterstützung der Leitung.

25.10.2019

Über mindestens sieben Jahre hinweg soll ein Wissenschaftler am Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC) in Berlin mehrere Frauen aus seiner Arbeitsgruppe sexuell belästigt haben. Der Postdoc soll anzügliche Bemerkungen und unangenehme Komplimente gemacht, Sex vorgeschlagen und die Frauen ungefragt gestreichelt und massiert haben. Darüber berichteten drei Betroffene laut einem Artikel anonym der Redaktion "rbb24 Recherche".

Auch die Leiterin der Arbeitsgruppe steht in der Kritik. Sie soll die Betroffenen demnach unter Druck gesetzt haben, die Vorfälle nicht zu melden. Damit soll sie laut Bericht begonnen haben, nachdem die Betroffenen den Vorstand des Max-Delbrück-Centrums über die Vorfälle informiert hatten. Die Professorin sagte den Frauen laut Bericht, sie hätten die Komplimente falsch verstanden, sollten arbeiten und nicht "kindische Vorfälle" melden und aufpassen, die Karriere des Wissenschaftlers nicht zu gefährden.

Der beschuldigte Wissenschaftler habe erst viel später nach einer offiziellen Beschwerde Hausverbot bekommen und danach einen Auflösungsvertrag unterschrieben. Damit ist das Ende des Arbeitsverhältnisses einvernehmlich und der Vorwurf der sexuellen Belästigung muss nicht erwähnt werden.

Der Wissenschaftler wechselte laut Informationen des "rbb" zur Charité, wo er forscht und lehrt. Zwei der betroffenen Frauen hätten derweil die Arbeitsgruppe am MDC gewechselt. Die dritte Frau habe der Wissenschaft ganz den Rücken gekehrt.

Im MDC habe eine Arbeitsgruppe einen neuen Verhaltenskodex erarbeitet, der zum 1. Januar 2020 in Kraft treten soll. Das Papier enthält Vorgaben für Führungskräfte, Beschwerdeabläufe und empfiehlt Schulungen, um gegen sexuelle Belästigung und Mobbing künftig besser vorzugehen. Auch die Max-Planck-Gesellschaft arbeitet laut Bericht an entsprechenden Richtlinien, ähnlich wie die Leibniz-Gemeinschaft. Die Charité hat seit 2016 eine Richtlinien zum Umgang mit sexualisierter Belästigung.

kas