Das Foto zeigt den verstorbenen Professor Wolfgang Frühwald.
DFG-Querbach

Wissenschaft
Wolfgang Frühwald gestorben

Er war einer der bedeutenden Gestalter der Deutschen Wissenschaft in den vergangenen Jahrzehnten - der auch mahnende Worte nicht scheute.

25.01.2019

Der frühere Präsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft und der Alexander von Humboldt-Stiftung, Professor Wolfgang Frühwald, ist tot. Er starb bereits am 18. Januar im Alter von 83 Jahren.

Der in der Welt der Wissenschaft hochangesehene Literaturwissenschaftler Wolfgang Frühwald war von 1991 bis 1997 Präsident der DFG und von 1999 bis 2007 Präsident der Alexander von Humboldt-Stiftung.

Am 2. August 1935 in Augsburg geboren, studierte er Germanistik, Geschichte, Geographie und Philosophie an der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München, an der er 1961 auch promoviert wurde und sich 1969, mit einem Stipendium der DFG, im Fach Neuere Deutsche Literaturgeschichte habilitierte. Anschließend war Frühwald Assistent und Dozent an der LMU sowie in Bochum, Erlangen-Nürnberg und Münster, bevor er 1970 ordentlicher Professor für Neue Deutsche Literaturwissenschaft an der Universität Trier-Kaiserslautern wurde. 1974 erhielt er für dasselbe Fach einen Lehrstuhl an der LMU, den er bis zu seiner Emeritierung im Jahr 2003 innehatte.

"In gesellschaftlich und wissenschaftlich besonders gestaltungsoffenen Jahren hat Wolfgang Frühwald mit geschliffener Intellektualität und konzeptioneller Gestaltungskraft, mit besonderem ethischem Anspruch und ebensolcher Autorität und mit seiner Gabe der persönlichen Zugewandtheit die Geschicke der Deutschen Forschungsgemeinschaft und mit ihr der Wissenschaft in Deutschland gestaltet", sagte der heutige DFG-Präsident Professor Dr. Peter Strohschneider zur Würdigung Frühwalds. Seine Überzeugung, dass Grundlage aller Forschungsarbeit die wissenschaftliche Persönlichkeit sei, seine rigorosen Appelle an die Verantwortung der Wissenschaft und aller in ihr Tätigen und seine stete Mahnung, sorgfältig zu unterscheiden zwischen dem, was gemacht werden könne, und dem, was gemacht werden dürfe oder solle, könnten unverändert als Richtschnur einer verantwortlichen Forschung gelten. Dies sei auch heute wichtig, da die Wissenschaften immer schneller und massiver in immer neue Bereiche des Wissens mit allen damit verbundenen Chancen und Risiken eindringe.  

"Wolfgang Frühwald wird uns allen als weitsichtiger Vordenker und tatkräftiger Gestalter in Erinnerung bleiben. Er hat die Geschicke der Stiftung mit größtem persönlichen Engagement, intellektueller Scharfsichtigkeit und einem untrüglichen Gespür für wichtige Entwicklungen in der Wissenschaftslandschaft auch in schwierigen Zeiten gelenkt", sagte Hans-Christian Pape, der seit 2018 Präsident der Humboldt-Stiftung ist.

Als Wissenschaftler machte sich Frühwald vor allem mit seinen Arbeiten zur deutschen Literatur der Romantik und des Biedermeier weit über Deutschland hinaus einen Namen, allen voran durch seine Studien zu Clemens Brentano und Adalbert Stifter sowie die von ihm herausgegebenen Werkausgaben und Briefe beider Autoren. Großes Interesse brachte Frühwald aber auch der modernen deutschen Literatur entgegen, so etwa dem linksrevolutionären Schriftsteller Ernst Toller und den Autoren der deutschsprachigen Emigration nach 1933.

Neben seiner wissenschaftlichen Arbeit engagierte sich Wolfgang Frühwald bereits früh in der wissenschaftlichen Selbstverwaltung und Politikberatung, unter anderem als Mitglied des Wissenschaftsrates (1982–87) und Prorektor an der Universität München (1989–91).
Wolfgang Frühwald war auch lange Jahre Mitglied des Kuratoriums und Autor von Forschung & Lehre.

gri