

Horizon Europe
Zwischen-Report empfiehlt doppeltes Budget für FP10
Die Verfasserinnen und Verfasser des sogenannten "Heitor-Reports" sind sich einig: Für ein wettbewerbsfähiges, sicheres und nachhaltiges Europa braucht es mehr Spitzenforschung. So geht es aus der Zwischenbilanz des EU-Förderprogramms "Horizon Europe" hervor, die gestern vom Vorsitzenden des Expertise-Gremiums Manuel Heitor in Brüssel der EU-Kommission vorgelegt wurde. Im Bericht mit dem Titel "Anpassen, Handeln, Beschleunigen" ("Align, Act, Accelerate") konkretisieren die 15 Expertinnen und Experten zwölf Empfehlungen.
Die Anpassungsmaßnahmen sollen nach Vorstellung des Expertise-Gremiums kurzfristig bereits in den letzten drei Jahren von "Horizon Europe" (2025-2027) umgesetzt werden und vor allem in die künftige EU-Unterstützung für Forschung und Innovation – in das Förderprogramm FP10 (2028-2034) – eingebettet werden. Das Folgeprogramm solle über ein mehr als verdoppeltes Budget von rund 220 Milliarden Euro verfügen. Die EU-Kommissarin für Forschung und Innovation, Iliana Ivanova, hatte dem EU-Parlament Anfang des Jahres ebenfalls mitgeteilt, dass die Auswertung des Förderprogramms "Horizon 2014-2020" eine enorme Budgetlücke von 159 Milliarden Euro festgestellt habe und um die dringende Schließung dieser Lücke gebeten.
Zwölf Empfehlungen zur Stärkung der europäischen Forschung
Die Empfehlungen betonen unter anderem die enorme Bedeutung des Förderprogramms für die Wettbewerbsfähigkeit, Nachhaltigkeit und Digitalisierung Europas. Entsprechend solle unter anderem das Budget des Europäischen Forschungsrats (ERC), des Europäischen Innovationsrats (EIC) und der Marie-Skłodowska-Curie-Maßnahmen (MSCA) ausgeweitet werden. Die Kommission solle entsprechend langfristige Investitionen sichern, Hochschulallianzen fördern und die Mitgliedstaaten zu gemeinsamen Investitionen ermutigen.
Nach Einschätzung des Expertise-Gremiums sollen zivile und militärische Forschungsprogramme getrennt verwaltet sein. Der Exzellenzförderung wird im Bericht eine herausragende Bedeutung zugemessen. Für disruptive Innovationen empfiehlt das Gremium die unverzügliche Einrichtung von eigenen, maximal flexiblen Express-Finanzierungsmöglichkeiten, um eine Stagnation bei tatsächlich neuen Erfindungen zu verhindern.
Alternativlos müsse das EU-Förderprogramm bürokratisch schlanker, im Antragsverfahren unkomplizierter, sehr viel schneller und damit wirkungsstärker werden.
Die Forderung nach einem "Rat für industrielle Wettbewerbsfähigkeit und Technologie", um die Investitionen in industrielle Forschung und Innovationen zu steigern, sticht besonders heraus. Ein zusätzlicher "Rat für gesellschaftliche Herausforderungen" solle in Zusammenarbeit mit der Zivilgesellschaft zentrale gesellschaftliche Probleme angehen – orientiert an den strategischen Prioritäten der EU.
Europäischer Hochschulverband reagiert zufrieden
Die Generalsekretärin des Europäischen Hochschulverbands (European University Association, EUA), Amanda Crowfoot, reagiert heute per Pressemeldung auf den Bericht unterstützend und weist auf Parallelen zur EUA-Vision für FP10 hin. "Wir freuen uns auch, dass der Schwerpunkt auf der Vereinfachung der Verfahren für die Begünstigten liegt, was unserer Meinung nach entscheidend ist, um die Erfolgsquoten zu verbessern und den Zugang zum Programm zu erweitern", schließt sie in ihrer befürwortenden Bilanz an und betont, dass die jüngsten Ideen zu einem Europäischen Fonds für Wettbewerbsfähigkeit nicht zu den Empfehlungen des Expertise-Gremiums passten.
Kritisch sehe die EUA die Schaffung zweier getrennter Räte für "Industrielle Wettbewerbsfähigkeit und Technologie" einerseits sowie für "Gesellschaftliche Herausforderungen" anderseits: "Es besteht die Gefahr, dass durch die Einrichtung getrennter Räte abgekapselte Einheiten entstehen, was den Kooperationsgeist des Programms schwächen würde, der für die Bewältigung komplexer Herausforderungen, die beide Bereiche betreffen, unerlässlich ist", führt Crowfoot aus. Es müsse aus Sicht des Europäischen Hochschulverbands unbedingt sichergestellt werden, dass jede neue Verwaltungsstruktur des Programms die sektorübergreifende Zusammenarbeit fördere, statt sie zu behindern.
Hintergrund und Vorgeschichte des Berichts
Die hochrangige Gruppe zur Zwischenbewertung von Horizont Europa brachte Angaben der EU-Kommission zufolge 15 Expertinnen und Experten aus ganz Europa mit unterschiedlichsten Hintergründen unter der Leitung des ehemaligen portugiesischen Wissenschaftsministers Manuel Heitor zusammen.
Die Gruppe ist im Dezember 2023 beauftragt worden, der Kommission konkrete Empfehlungen zur Verbesserung des EU-Forschungsförderungsprogramms vorzulegen. Die Resultate würden auf umfassenden Konsultationen verschiedenster Interessensgruppen sowie einer breiten Palette an Analysen und externen Studien basieren. Auch die Schlussauswertung des Programms "Horizont 2020" sei eingeflossen.
cva