Das Foto zeigt das Gebäude des Bundesverfassungsgerichts in Karlsruhe.
dpa

Verfassungsgericht
Erlanger Professor hat Beschwerde in Karlsruhe eingereicht

Die Forschungsdaten eines Professors zu Inhaftierten wurden beschlagnahmt. Dagegen zieht dieser wie angekündigt vor das Bundesverfassungsgericht.

10.09.2020

Ein Erlanger Professor wehrt sich vor dem Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe gegen die Beschlagnahmung seiner Forschungsdaten. Er hat nach Informationen seines Anwalts nun Verfassungsbeschwerde eingereicht, weil das seiner Ansicht nach gegen die im Grundgesetz gewährleistete Wissenschaftsfreiheit verstößt. Ein Sprecher des Bundesverfassungsgerichts bestätigte am Mittwoch den Eingang der Beschwerde.

Für ein Forschungsprojekt zu islamistischer Radikalisierung im Gefängnis hatte der Rechtspsychologe Mark Stemmler von der Universität Erlangen einen Häftling interviewt, den Ermittler für einen mutmaßlichen Islamisten hielten. Die Generalstaatsanwaltschaft München ließ den Mitschnitt des Tonbands beschlagnahmen. Ihren Angaben nach war der Eingriff in die Forschungsfreiheit gerechtfertigt, weil es um die Aufklärung eines schwerwiegenden Verbrechens gegangen sei. Die Ermittlungen gegen den Gefangenen hat sie inzwischen eingestellt, weil sich der Verdacht nicht erhärtet hatte.

Stemmler beklagt vor allem, dass er seine Forschung unter diesen Voraussetzungen nicht fortsetzen könne. Seine Interviews könne er nur führen, weil er den Betroffenen Verschwiegenheit zusichere und dass die Informationen daraus nicht an Dritte gelangten.

dpa