Simone Schwanitz, die Aufsichtsratsvorsitzende des Universitätsklinikums Heidelberg, und Matthias Kleiner, der Vorsitzende der externen Untersuchungskommission
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Uniklinik Heidelberg
Gericht hält Abschlussbericht in Bluttest-Affäre unter Verschluss

In der Bluttest-Affäre steht der Abschlussbericht der eingesetzten Kommission der Uniklinik Heidelberg. Das Karlsruher Gericht untersagt die Vorlage.

22.10.2019

In der Heidelberger Bluttest-Affäre um den Chef der Universitäts-Frauenklinik, Professor Christof Sohn, hat die externe Kommission der Uniklinik ihren Abschlussbericht nicht wie geplant am Dienstag vorlegen können. Grund sei eine von Professor Sohn beantragte einstweilige Anordnung des Verwaltungsgerichts Karlsruhe, sagte die Aufsichtsratsvorsitzende Simone Schwanitz bei der Absage der Pressekonferenz: "Mit dieser Anordnung wird es dem Universitätsklinikum vorläufig untersagt, sich zu wesentlichen Ergebnissen der Sachverhaltsaufklärung der unabhängigen Kommission zu äußern, soweit sie die Person von Herrn Professor Sohn betreffen und das gegen ihn geführte Disziplinarverfahren."

Das Uniklinikum prüfe jetzt, welche rechtlichen Mittel eingelegt werden können. Das Gericht teilte zur Begründung mit, dass vor dem Hintergrund des gegen Sohn eingeleiteten Disziplinarverfahrens noch offen sei, ob die gegen ihn erhobenen Vorwürfe zuträfen. "Ungesicherte Vorwürfe gravierender Art dürfen aber nicht vom Antragsgegner in die Öffentlichkeit getragen werden."

Sohn hatte im Februar einen angeblichen Bluttest zur Erkennung von Brustkrebs vorgestellt – zu früh und entgegen zahlreicher Bedenken, wie sich herausstellte. Bereits im Zwischenbericht zur Aufarbeitung gab es harsche Kritik. Die vom Aufsichtsrat der Uniklinik einberufene Kommission monierte eine ganze Kette von Versäumnissen: Die Rede war von "Führungsversagen, Machtmissbrauch und Eitelkeit". Falsch verstandene Wissenschaftsfreiheit habe dazu geführt, dass niemand die Veröffentlichung verhindert habe.

Die Testergebnisse hätten nicht reproduziert werden können, stellte die Kommission fest. Bei einem Drittel der Frauen sei mit dem Bluttest Krebs nicht erkannt worden und umgekehrt sei bei einem Drittel gesunder Frauen fehlerhaft Krebs erkannt worden. Sohn hatte den Test der Fachwelt und Öffentlichkeit als bald marktreifen Meilenstein bei der Brustkrebserkennung vorgestellt. Die Affäre hat bereits dazu geführt, dass die Vorstandsvorsitzende des Universitätsklinikums, Annette Grüters-Kieslich, und die Kaufmännische Direktorin, Irmtraut Gürkan, ihre Ämter vorzeitig niederlegten.

dpa/ckr