Menschen in den USA halten bei einer Protestveranstaltung im März gegen Donald Trumps Politik Schilder hoch mit Slogans, die beschreiben, was sie im Alltag der Wissenschaft verdanken.
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Wissenschaft unter Druck
1.900 US-Forschende veröffentlichen Hilferuf

Ein Offener Brief macht die Konsequenzen von Trumps wissenschaftsfeindlicher Politik deutlich. Sie beträfen alle Lebensbereiche.

02.04.2025

"Die wissenschaftliche Leistung der Nation wird dezimiert" warnen 1.900 gewählte Mitglieder der "National Academies of Sciences, Engineering and Medicine" in einem Offener Brief die US-amerikanische Bevölkerung. Die Forschenden möchten einen Hilferuf absetzen: Die Angriffe der Regierung von Donald Trump auf die Wissenschaft seien gefährlich und müssten sofort enden.

Seit seinem Amtsantritt kürzt der US-Präsident Forschungsausgaben, droht Hochschulen, kündigt Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern und schreibt vor, was erforscht und gelehrt werden darf. Es könne Jahrzehnte dauern, den so erzeugten Schaden umzukehren, so die Initiatorinnen und Initiatoren des Briefes. Die National Academies of Sciences (NAS) wurden 1863 gegründet. Unter ihrem Dach vereinten sie zwei weitere Akademien, die Nationalen Akademien der Ingenieurwissenschaften und der Medizin. Die NAS haben 6.800 von Kolleginnen und Kollegen gewählte Mitglieder.

Wovor der Offene Brief der Forschenden warnt

Der Brief betont die Bedeutung der Wissenschaft für alle Lebensbereiche, ebenso wie für die Wirtschaft und den technischen Fortschritt. Die Trump-Regierung sei dabei, 80 Jahre an Investitionen zunichte zu machen. Die Initiatorinnen und Initiatoren des Briefes schreiben, sie seien politisch unterschiedlicher Meinungen. Trotzdem wollten sie gemeinsam vor den Gefahren der aktuellen Politik für die US-Wissenschaft warnen. Die Kürzungen der Fördergelder zwängen wissenschaftliche Einrichtungen dazu, Forschung zu pausieren – auch im Bereich der Behandlung von Krankheiten. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter würden entlassen und Studierende gar nicht erst angenommen. Darunter leide die kommende Generation von Forschenden.

Die eingeleiteten Untersuchungen gegen über 50 Hochschulen und das Unterdrucksetzen der Columbia Universität würden eine Botschaft an alle Hochschulen senden. Dabei verlange die Suche nach Wahrheit, dass Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler frei forschen können. Die Regierung zerstöre diese Unabhängigkeit und schaffe ein Klima der Zensur. Sie manipuliere, was gefördert und veröffentlicht wird. Forschende zögen sogar ihre Namen von Publikationen zurück, die von der aktuellen US-Regierung als thematisch problematisch eingestuft werden könnten. Viele hätten bisher geschwiegen, um die eigene Förderung nicht zu gefährden.

Die Gefahr der herrschenden Politik sei, dass die USA bei der Entwicklung wichtiger Zukunftstechnologien abgehängt werden. Menschen in anderen Ländern würden gesünder und ihre Wirtschaften erfolgreicher werden.

Hinzu kommt, dass in den USA am Dienstag ein massiver Stellenabbau bei den wichtigsten Gesundheitsbehörden begonnen hat, wie verschiedene Medien berichten. Eine dieser Behörden sei das Gesundheitsministerium, das weitere 10.000 Vollzeitstellen kürze und somit nunmehr 62.000 statt der bisherigen 82.0000 Vollzeitstellen habe.

Vorschlag 100 neuer Professuren für betroffene US-Forschende

Währenddessen gibt es neue Vorschläge dazu, was in Deutschland für betroffene US-Forschende getan werden kann. Acht führende deutsche Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler fordern in einem Gastbeitrag bei "DER SPIEGEL" am Dienstag, dass gezielt um exzellente Forschende geworben werden soll, die unter der Trump-Politik leiden. Diese US-Forschenden sollten laut den Autorinnen und Autoren möglichst in Bereichen arbeiten, in denen Deutschland besonderen Aufholbedarf habe, etwa bei Künstlicher Intelligenz, Robotik sowie klima- und gesundheitsrelevanten Gebieten.

Für die US-Forschenden sollten demnach 100 Professuren eingerichtet werden, wie "ZEIT ONLINE" unter Verweis auf "DER SPIEGEL" berichtet. Dies solle unter dem Dach der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gehen und mit Geldern des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) finanziert werden, so schreibt es das Autorenteam, zu dem auch Professorin Ulrike Malmendier gehört. 

cpy