Auf einem Kalender wurden die Worte "letzter Arbeitstag" zusammen mit einem Smiley notiert.
mauritius images / Erwin Wodicka / imageBROKER

Altersstruktur
40 Prozent der Professuren müssen neu besetzt werden

Laut Altersstrukturanalyse gehen bis 2033 Tausende von Professorinnen und Professoren in den Ruhestand. Die Gefahr von Sparmaßnahmen wird benannt.

12.02.2025

Der Pensionseintritt der geburtenstarken Jahrgänge aus den 1960er-Jahren betrifft auch die Hochschulen. Ab dem Jahr 2029 erreichen bis zum Jahr 2033 jährlich mindestens 2.000 Professorinnen und Professoren in Deutschland das 65. Lebensjahr, geht aus einer aktuellen Analyse des Centrums für Hochschulentwicklung (CHE) hervor. 

In Fächern wie Evangelischer Theologie geht voraussichtlich mehr als die Hälfte der Professorenschaft bis 2033 in den Ruhestand, meldet CHE anlässlich der Veröffentlichung. Ein Generationenwechsel habe Risiken, biete aber auch große Chancen für den akademischen Nachwuchs und die Hochschulen. 

Im Jahr 2023 gab es laut Statistischem Bundesamt 43.078 dauerhaft beschäftigte hauptberufliche Professorinnen und Professoren unter 65 Jahren an deutschen Hochschulen. Rund 44 Prozent der Lehrenden würden diese Altersgrenze voraussichtlich bis 2033 erreichen. Das 65. Lebensjahr gilt als Richtwert für die CHE-Analyse. 

Modernisierungschance oder Sparpotenzial? 

Ab 2029 bis 2033 erreichen demnach jedes Jahr mindestens 2.000 Hochschullehrende das Alter von 65 Jahren. Der nahende Pensionseintritt der geburtenstarken Jahrgänge – der sogenannten Boomer-Generation – bedeute einen personellen Umbruch für das deutsche Hochschulsystem. Das CHE sieht die bevorstehenden Veränderungen als Möglichkeit, die Hochschulen zu modernisieren. 

"In den kommenden zehn Jahren müssen in Deutschland aufgrund des demographischen Wandels mehr als 40 Prozent der Professuren neu besetzt werden", so CHE-Geschäftsführer Frank Ziegele. "Dieser Generationenwechsel mit den entsprechenden Ausschreibungen und Auswahlverfahren kostet Zeit und Geld. Personelle Umbrüche dürfen nicht für Sparprogramme herhalten", ergänzt er. 

Vielmehr gelte es, den demographischen Wandel von Seiten der Hochschulen und Politik gut vorzubereiten und strategisch zu nutzen. 

Unterschiede nach Hochschultypen 

Die Analyse der Altersdaten des Statistischen Bundesamtes zeigt darüber hinaus große Unterschiede auf Ebene der Bundesländer, Hochschultypen und der jeweiligen Trägerschaft, Fächergruppen sowie Lehrbereichen und Forschungsdisziplinen. 

Der Anteil an Professorinnen und Professoren, die bis 2033 voraussichtlich 65 Jahre alt werden, liege mit 55 Prozent bei Pädagogischen Hochschulen am höchsten. Private Fachhochschulen (FH) beziehungsweise Hochschulen für angewandte Wissenschaften (HAW) hätten mit einer Quote von 34 Prozent ein deutlich jüngeres Personal. 

"Auch an vielen Kunst- und Musikhochschulen steht mittelfristig ein Generationenwechsel ins Haus", bilanziert Studienleiter Marc Hüsch. Die Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft sowie die Hochschule für Künste Bremen würden zu den beiden Einrichtungen mit der höchsten Quote an Professorinnen und Professoren zählen, die voraussichtlich in den nächsten zehn Jahren in den Ruhestand gehen. 

Je nach Fach hohe Karrierechancen für junge Forschende 

Ein differenziertes Bild ergebe sich bei der Detailanalyse der Altersstruktur nach Lehr- und Forschungsbereichen. Sind es laut Analyse in der Mathematik und den Naturwissenschaften sowie in den Ingenieurwissenschaften je rund 44 Prozent, so erreichen die Geisteswissenschaften, die Kunst und die Kunstwissenschaft rund 52 Prozent an Hochschullehrenden, die bis einschließlich 2033 das Pensionsalter erreichen. In der Humanmedizn und den Gesundheitswissenschaften werden Anteile von etwa 47 Prozent an mindestens 65-Jährigen erreicht. 

"Viele Professuren aus den Bereichen Kunst und Medien, Geschichte, Zahnmedizin oder Architektur müssen in der nächsten Dekade neu besetzt werden. In der Evangelischen Theologie erreichen in den kommenden zehn Jahren mehr als 60 Prozent der aktuellen Professorinnen und Professoren die Pensionsgrenze", erläutert Hüsch. 

"Dadurch könnten sich in bestimmten Fächern auch die Chancen für junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auf eine akademische Karriere erhöhen. Für die Hochschulen bieten sich mit den Neubesetzungen außerdem strategische Entwicklungschancen", so Hüsch.

cva