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Rezension
"Also los jetzt!"

Die Studien über das Ausmaß des Klimawandels mehren sich. Wo können Politik und Gesellschaft ansetzen? Dieses Buch zeigt praxisnah die Ansatzpunkte.

Von Ina Lohaus 18.11.2018

Ich bin nämlich eigentlich ganz anders, aber ich komme nur so selten dazu." Dieses Zitat von Ödön von Horváth deutet einen Grund für die Trägheit an, mit der der Einzelne und die Gesellschaft auf den Klimawandel reagieren. Dem wollen Harald Lesch und sein Co-Autor Klaus Kamphausen mit ihrem Buch entgegenwirken. Angesichts der sich mehrenden Alarmzeichen, die aus der Wissenschaft und den Klimaberichten hervorgehen, wollen die Autoren ihre Leser wachrütteln und sie mit aller Eindringlichkeit zu ökologisch richtigem Handeln bewegen.

Um zu wissen, was "richtig" ist, werde die Wissenschaft gebraucht, da sie Erklärungen liefern, Wege aufzeigen und Lösungen vorschlagen könne. Viele Menschen versuchten bereits, das "Richtige" zu tun, und so zeigen die Autoren ein wahres Füllhorn an Ansätzen auf, die es schon gibt: Stadtentwicklungskonzepte wie in Norderstedt oder besonders erfolgreich in Kopenhagen, um CO2 Emissionen zu reduzieren, die Entwicklung von Transportsystemen für Strom aus der Wüste, das Gemeinschaftsprojekt der TU München und Airbus, Bio-Kerosin aus Algen herzustellen – um nur einige zu nennen.

Conditio sine qua non für die Ökologie der Zukunft sei eine stabile und gerechte Gesellschaft. Jeder Einzelne müsse handeln, denn auch, wenn er lokal agiere, könne er global wirken. Die Politik müsse die Rahmenbedingungen für ein "gedeihliches" Zusammenleben schaffen. Immer wieder werden die Ausführungen der Autoren untermauert mit Zahlen, Fakten und separaten Infokästen, etwa zur UN-Agenda 2030 oder  zum Global Risks Report 2017 des Weltwirtschaftsforums.

Gebetsmühlenartige Wiederholungen und gute Vorsätze

Interessant sind auch die Interviews, die Harald Lesch mit so unterschiedlichen Gesprächspartnern wie den Wissenschaftlern Markus Vogt oder Ottmar Edenhofer, aber auch mit dem Kommunikationschef von Airbus und dem Publizisten und Autor Ilija Trojanow geführt hat.

Buchcover

Um die Leser zu motivieren, das eigene Verhalten zu verändern, wird von den Autoren vieles gebetsmühlenartig wiederholt. Das wirkt manchmal ermüdend, doch am Ende legt man das Buch mit guten Vorsätzen aus der Hand in der Hoffnung, dass man zukünftig öfter "dazu kommt", sie umzusetzen – entsprechend dem Appell der Autoren: "Also los jetzt!"

Harald Lesch/Klaus Kamp­hausen: Wenn nicht jetzt, wann dann? Handeln für eine Welt, in der wir leben wollen. Penguin Verlag 2018, 29,- EUR.