Eine Hand hält ein Smartphone auf dessen Bildschirm man die Corona-Warn-App erkennen kann.
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Corona-Warn-Apps
Aus Selbstlosigkeit oder Selbstschutz?

Was motiviert Menschen, eine App zur digitalen Kontaktverfolgung zu installieren? Dieser Frage sind Forschende der Universität Basel nachgegangen.

02.09.2021

Wenn man zurückverfolgt, wann eine mit dem Coronavirus infizierte Person mit wem Kontakt hatte, kann man Infektionsketten unterbrechen und die Ausbreitung von Covid-19 eindämmen. Bei diesem Contact Tracing helfen mobile Apps, wie die deutsche "Corona-Warn-App" oder die Schweizer "SwissCovid". Je mehr Menschen solche Warn-Apps auf ihrem Handy aktiviert haben, desto besser funktioniert das Contact Tracing. So weit, so bekannt.

Forschende der Universität Basel haben nun untersucht, was Menschen dazu bewegt, diese Apps herunterzuladen. Was ist ihnen wichtiger: selbstlose Gründe oder eher der Selbstschutz? Selbstlose Motive wären etwa, andere Personen zu schützen sowie das gemeinsame gesellschaftliche Bestreben, einen Betrag dazu zu leisten, dass Infektionsketten unterbrochen werden und das Virus eingedämmt wird. Im Unterschied dazu wären persönliche auf Selbstschutz ausgelegte Beweggründe solche, die von der individuellen Risikoeinschätzung und Risikotoleranz beeinflusst sind.

Das Persönliche überwiegt

Bei der Umfrage stellten sich persönliche Beweggründe als gewichtiger für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer heraus, vor allem die Risikowahrnehmung und die persönliche Einstellung zum Risiko: Je höher Menschen das Risiko für die eigene Gesundheit einschätzten, desto eher nutzten sie die App. Das Gemeinwohl und der Schutz anderer spielten eine untergeordnete Rolle. Menschen, die die Risiken von Corona für die Wirtschaft eher hoch einschätzten, seien darüber hinaus weniger gewillt die App zu nutzen. Unterschiede gab es beim Alter der Befragten: Die Akzeptanz der Warn-Apps war laut Studie am niedrigsten in der Altersgruppe der 18-28 Jährigen und am höchsten für Befragte, die älter als 69 Jahre waren.

Um Kontaktverfolgungsapps besser zu vermarkten, empfehlen die Forschenden, besonders herauszustellen, dass die App das Risiko, selber zu erkranken, verringern könnte. Auch sei es wichtig darüber zu informieren, wie die Apps funktionieren, um technische Zugangshürden zu beseitigen.

Für die Untersuchung befragten die Forschenden im Rahmen einer repräsentativen Stichprobe 757 Personen aus der Deutschschweiz im Alter von 18 bis 79 Jahren mittels Online-Fragebogen. Die Befragung fand im Juni 2020 statt – kurz nachdem die Schweizer Warn-App "SwissCovid" auf den Markt gekommen war und als es noch keinen zugelassenen Impfstoff gegen Sars-CoV-2 gab. Zum Zeitpunkt der Studie hätten lediglich 27 Prozent der Schweizer Bevölkerung eine Warn-App installiert. Laut dem Robert Koch Institut wurde die deutsche "Corona-Warn-App" seit ihrem Launch Mitte Juni 2020 bisher 32,8 Millionen Mal heruntergeladen (Stand: 26. August 2021), Ende Juni 2020 waren es 14,1 Millionen, was einem Anteil von 17 Prozent der Gesamtbevölkerung entspricht (Statista).

cpy