Szenenbild aus der Serie: Professorin Kim (Sandra Oh) steht vor einer Studentin.
Eliza Morse / Netflix

"The Chair"
Der Blick von außen

Eine neue Serie blickt in die Wissenschaftswelt. An der fiktiven Pembroke University geht es um Themen, die auch Hochschulen hierzulande bewegen.

Von Charlotte Pardey 23.08.2021

Seit vergangener Woche ist die Serie "The Chair"/"Die Professorin" auf der Streamingplattform Netflix zu sehen. Hinter der Serie stehen als Produzenten die Macher des internationalen Erfolgs "Game of Thrones" D.B. Weiss und David Benioff, sowie Amanda Peet. Die Handlung spielt an der fiktiven US-amerikanischen Universität Pembroke und begleitet die neue Leiterin des Englisch-Departments, Professorin Ji-Yoon Kim (gespielt von Sandra Oh, "Grey’s Anatomy"). 

In der Pilotfolge hat Professorin Kim ihren ersten Arbeitstag als Leiterin des Departments für Englische Literatur. Sie ist die erste Frau auf dieser Position, noch dazu eine Nicht-Weiße. Ihr Plan: Sie möchte "in diesem Laden aufräumen". Zunächst steht sie jedoch vor einer Herausforderung: Der Dekan verlangt, dass sie die drei ältesten und teuersten Professoren und Professorinnen, deren Vorlesungen kaum besucht sind, davon überzeugt, in den vorzeitigen Ruhestand zu gehen. Außerdem sorgt sich Kim um Professor Dobson (Jay Duplass), der nach dem Tod seiner Frau unkontrolliert durchs Leben treibt, zu viel Alkohol trinkt und eher zufällig den Weg in die richtige Vorlesung findet. Die Studierenden schwanken zwischen genervt und gelangweilt, haben aber doch rechtzeitig das Smartphone zur Hand, wenn es gilt, einen Professor in der Vorlesung zu filmen und dessen schlechten Scherz über Faschismus und das Absurde aus dem Kontext gerissen in sozialen Medien zu verbreiten. Auch privat hat Professorin Kim es nicht leicht: Sie kommt kaum zu ihrer Adoptivtochter durch und hegt heimlich Gefühle für ihren Kollegen und Mitarbeiter Dobson.

Schon in der ersten Folge wird deutlich: Es gibt viel Stoff für Drama. Daneben geht es aber auch um Themen, die die Wissenschaftswelt inhärent beschäftigen, wie Finanzierung, Studierendenzahlen, Generationenkonflikte, Geschlechtergerechtigkeit und Diversität. Die Hochschule wird als ein hierarchischer Kosmos gezeigt, der es Nachwuchswissenschaftlern und Nachwuchswissenschaftlerinnen schwer macht. Neue Ideen zur Vermittlung von Lehrinhalten werden von traditionsbewussten Lehrenden diskreditiert, die selbst Schwierigkeiten haben, das Interesse der Studierenden zu wecken. Zentral ist dabei auch die interessante Frage, wie sehr Hochschullehre als Dienstleistung und Studierende als Kunden verstanden werden sollten, denen die Lehrenden in ihren Methoden, aber auch in ihrer Betreuung entgegenkommen. Die Serie wirft diese natürlich nur auf und überlässt den Zuschauenden das Urteil.

Neben Slapstickelementen, die die Serie unterhaltsam machen, sind es solche Denkvorlagen, die zeigen, dass "The Chair" (Drehbuch von Amanda Peet) mehr ist als nur Unterhaltung und durch fiktionale Verfremdung den Blick von außen auf Bekanntes erlaubt.