Das Bild zeigt eine bemalte Hausfassade in der Abenddämmerung.
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Antisemitismus
Documenta gibt sich Verhaltenskodex

Antisemitismus-Vorwürfe überschatteten die Documenta 2022. Eine Reaktion darauf ist der neue "Code of Conduct".

04.02.2025

Wie angekündigt hat sich die Kunstausstellung Documenta einen Verhaltenskodex gegeben. Dieser ist auf ihrer Website einsehbar. Der "Code of Conduct" stellt eine Reaktion auf den Antisemitismus-Eklat während der 15. Ausgabe der Documenta dar. Diese wurde von dem Kollektiv "Ruangrupa" kuratiert, dem eine Nähe zur BDS-Bewegung vorgeworfen wird. Eine Arbeit mit antisemitischer Bildsprache musste damals abgebaut werden, weitere Werke standen in Kritik. Der Verhaltenskodex gilt für sämtliche Mitarbeitenden der Documenta-Gesellschaft.

"Gemäß ihres Selbstbekenntnisses steht die Documenta für Toleranz und die Achtung menschlicher Würde", heißt es im Kodex. "Sie tritt jeder Form von Antisemitismus, Rassismus und jedweder anderen Form gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit aktiv entgegen." Man orientiere sich an der Arbeitsdefinition von Antisemitismus der International Holocaust Remembrance Alliance (IHRA) und an der Rassismusdefinition der UN-Antirassismuskonvention. Künstlerische Freiheit werde im Rahmen der in Deutschland geltenden Gesetze gewährleistet. Man behalte sich vor, ausgestellte Kunstwerke gegebenenfalls zu kommentieren und zu kontextualisieren.

Künstlerische Leitung muss kuratorisches Konzept vorlegen

Entgegen der Empfehlung einer Managementberatung werde sich die künstlerische Leitung der Documenta allerdings nicht auf einen Verhaltenskodex verpflichten müssen, berichtet die Deutsche Presseagentur (dpa). Stattdessen soll die jeweilige künstlerische Leitung innerhalb von drei Monaten nach ihrer Wahl ein Konzept vorstellen und darlegen, "wie sie die Achtung der Menschenwürde unter Wahrung der grundgesetzlich geschützten Kunstfreiheit auf der von ihr kuratierten Ausstellung gewährleisten will".

Der Verhaltenskodex wurde vom Documenta-Aufsichtsrat und von Vertreterinnen und Vertretern aus der Politik positiv aufgenommen. "Diese Klarheit war notwendig und ist ein weiteres Signal, wie die Institution Documenta aus den Fehlern lernt, damit wieder mehr über Kunst als ästhetische Größe und zivilisatorischer Gewinn für das Zusammenleben geredet und debattiert werden kann", zitiert die dpa den Sprecher für Kultur und Tourismus der CDU-Fraktion Kassel, Marcus Leitschuh.

Die 16. Ausgabe der Documenta wird im September 2027 stattfinden. Die künstlerische Leitung hat die US-Amerikanerin Naomi Beckwith übernommen. Laut dpa-Bericht habe sie bei ihrer Vorstellung betont, jegliche Form von Rassismus und Antisemitismus nicht zu tolerieren.

hes